14. November 1940 – Gedenken in Coventry und Münster

Foto: Tim Wagner
Am 14. November 2025 fanden in Coventry und in Münster zwei miteinander verbundene Ereignisse statt: In Coventry erinnerte die Stadt an die Zerstörung von 1940. In Münster versammelte sich die Nagelkreuzgemeinschaft zu ihrer Mitgliederversammlung – im Wissen, dass uns Geschichte, Auftrag und Hoffnung mit Coventry verbinden. Canon Kate Massey, an der Kathedrale verantwortlich für Arts and Reconciliation, war an diesem Abend bei uns in Münster.
Am 14. November 1940 wurde Coventry in einer einzigen Nacht schwer zerstört. Viele Menschen verloren ihr Leben, die alte Kathedrale brannte aus, und die Stadt trug über Jahrzehnte die Spuren dieser Verwundung. 85 Jahre später erinnert Coventry an dieses Ereignis – nicht nur mit Trauer, sondern auch mit der Haltung, die dort geboren wurde: Versöhnung statt Vergeltung.
Auch wir haben uns in Münster diesem Gedenken angeschlossen: Wir erinnern die Opfer, die Toten und die Verwundeten. Wir denken an die Familien, deren Leben von dieser Nacht gezeichnet wurde. Und wir erinnern an die Bereitschaft der Menschen in Coventry, trotz des erlittenen Unrechts die Hand auszustrecken.
Dass ausgerechnet von dort – aus den Ruinen einer zerstörten Stadt – ein Zeichen der Versöhnung in die Welt ging, bleibt für uns Verpflichtung und Geschenk zugleich. Es erinnert uns daran, wie wichtig ein ehrliches Erinnern ist: ohne Verharmlosung, ohne Schuldverschiebung, ohne einfache Deutungen.
In Münster haben wir diesem Geist Raum gegeben: Mit Stille, Gebet und dem gemeinsamen Ruf nach Frieden. Wir haben unsere eigene Verantwortung benannt – für eine Erinnerung, die der Wahrheit verpflichtet bleibt; für eine Haltung, die Hass und Feindbilder nicht verstärkt; für ein Miteinander, das Unterschiede nicht gegeneinander ausspielt.
Unsere jüngsten Nagelkreuzzentren haben an diesem Abend mit uns eine Kerze entzündet. Sie alle haben in den vergangenen Monaten Coventry auf einer Pilgerreise besucht und sind dort dem Ort begegnet, an dem alles begann. Das wäre nicht möglich, wenn nicht Menschen in Coventry nach 1940 den Mut gefunden hätten, Frieden zu suchen statt Vergeltung. Ihr Zeichen erinnert uns daran, dass dieser Weg weitergeht – hinein in unsere Städte und Gemeinden und in eine Gegenwart, die den Frieden nicht weniger dringend braucht.
Wir gedenken gemeinsam mit Coventry. Wir danken für die ausgestreckte Hand von damals. Und wir erneuern unseren Auftrag, heute Wege der Versöhnung zu gehen – über Grenzen hinweg, im Bewusstsein unserer Geschichte und im Vertrauen auf den Frieden, den Gott verheißen hat.
Autor: Niels Faßbender


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