Stabwechsel in Vorstand und Leitungskreis: Hoenen, Meinhardt und Menzel für Schmelz und Wolkenhauer

V. l. n. r.: Lothar Schmelz, Patrick Meinhardt, Karsten Wolkenhauer, Dr. Janning Hoenen (Zeichnung: OpenAI/ChatGPT)

Im Leitungskreis und im Vorstand der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e. V. hat es in den letzten Wochen einige personelle Veränderungen gegeben: Unser langjähriger Schatzmeister Lothar Schmelz hat seine Ämter niedergelegt, auch Karsten Wolkenhauer ist aus dem Leitungskreis ausgetreten. Neuer Schatzmeister ist Dr. Henning Menzel. In den Leitungskreis nachgerückt sind Dr. Janning Hoenen und Patrick Meinhardt. Gerne würdigen wir Lothars und Karstens Engagement für unseren Verein und stellen Ihnen „die Neuen“ vor.

Unser herzlicher Dank gilt zunächst unserem langjährigen Vorstandskollegen Lothar Schmelz, der zum 28. Februar 2025 sein Amt niedergelegt hat und aus dem Leitungskreis ausgeschieden ist. Seit 2011 gehörte Lothar dem Leitungskreis an, seit 2015 war er Mitglied des Vorstandes und unser Schatzmeister. Mit großem zeitlichen Engagement und enormer Expertise hat er die Verwaltung unserer Finanzen erheblich professionalisiert. Besonders geschätzt war seine offene und stets ansprechbare Art, mit der er weit über die eigentliche Mitgliederverwaltung hinaus eine persönliche Beziehung zu vielen Mitgliedern und Zentren unserer Gemeinschaft aufgebaut hat. Anerkennende Wort von Vorsitzendem Dr. Oliver Schuegraf: „Im Namen der ganzen Nagelkreuzgemeinschaft danke ich Lothar von ganzem Herzen. Persönlich bin ich dankbar für die intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit der letzten Jahre. Es war immer gut, Lothar an der Seite zu wissen.“ Lothar selbst verabschiedete sich mit herzlichen Worten: „Es waren sehr schöne Jahre, in denen ich viele freundliche und interessante Menschen kennenlernen durfte – diese Zeit möchte ich nicht missen. Allen Mitgliedern wünsche ich weiterhin weise Entscheidungen im Sinne von Frieden und Versöhnung, im Geist von Coventry.“

Auch Karsten Wolkenhauer verlässt den Leitungskreis, nachdem er zum Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Anhalt gewählt wurde. Er gehörte dem Leitungskreis seit mehreren Jahren an und engagierte sich besonders in den Bereichen Versöhnung, Erinnerungskultur und Öffentliche Theologie. Wir danken Karsten für seinen Einsatz und wünschen ihm Gottes Segen für das neue Amt.

Zum neuen Schatzmeister und Vorstandsmitglied wurde vom Leitungskreis Dr. Henning Menzel gewählt. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm. Auch ihm wünschen wir für seine verantwortungsvolle Aufgabe gutes Gelingen und Gottes Segen.

Neu in den Leitungskreis nachgerückt sind Dr. Janning Hoenen und Patrick Meinhardt. Janning ist Studierendenpfarrer an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, der theologischen Hochschule der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Er war zuvor Gemeindepfarrer in Hof/Saale und Fürth sowie Studienleiter am Collegium Oecumenicum München. Internationaler Austausch und die Auseinandersetzung mit Vielfalt prägen sein Engagement, das er besonders jungen Menschen vermittelt. Janning ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Patrick Meinhardt ist Vorsitzender des Gemeindekirchenrates und Lektor der Evangelischen Gemeinde am Gesundbrunnen in Berlin, einer der größten Gemeinden der Stadt. Beruflich war er Bundestagsabgeordneter der FDP und Politikchef eines großen Mittelstandsverbandes. Heute leitet er den Taxi- und Mietwagenverband Deutschland und betreibt eine Politik- und Strategieberatungsagentur. Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich in verschiedenen nationalen und internationalen Verbänden. Sein Lebensmotto stammt von Frère Roger aus Taizé: „Liebe und zeige es durch dein Leben!“ Er wird künftig gemeinsam mit Felicitas Weileder Ansprechpartner für die Region Berlin sein.

Auch Janning und Patrick wünsche wir viel Freude, Tatkraft und Gottes Segen für ihr Engagement in unserer Nagelkreuzgemeinschaft.

Autor: Niels Faßbender

Mutig, stark, beherzt: Die Nagelkreuzgemeinschaft auf dem Kirchentag in Hannover

St. Clemens (Foto: Nagelkreuzgemeinschaft)

Wenn tausende Menschen in Hannover zusammenkommen, um unter dem Motto „mutig – stark – beherzt“ ihren Glauben zu leben, Fragen zu stellen und neue Wege zu suchen, ist auch die Nagelkreuzgemeinschaft mit dabei. Wir laden herzlich ein, unsere Arbeit kennenzulernen, mit uns ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Zeichen der Versöhnung zu setzen – in einem Gottesdienst, an unserem Stand auf dem Markt der Möglichkeiten und bei einer Friedensaktion für Kinder und Familien.

Gottesdienst „Beten und Feiern unter dem Nagelkreuz

Donnerstag, 1. Mai 2025, 14:00 Uhr, Kirche St. Clemens

Im Mittelpunkt des Kirchentagsgottesdienstes der Nagelkreuzgemeinschaft steht die Geschichte von Josef und seinen Brüdern – eine biblische Erzählung über Schuld, Versöhnung und die befreiende Kraft, nicht im Hass stehenzubleiben. „Stehe ich denn an Gottes statt?“ – fragt Josef, als seine Brüder um Vergebung bitten. Wie können wir diese Frage heute für uns beantworten – „Mutig“ den Herausforderungen der Versöhnung ins Auge sehen, „stark“ sein im Vertrauen auf Gottes Zusage, dass Frieden möglich ist, „beherzt“ eine neue Zukunft wagen? Die Liturgie umfasst Lesung, Predigt, Musik und Stille. Das Glaubensbekenntnis von Seoul und das Versöhnungsgebet von Coventry geben dem Gottesdienst eine internationale Dimension. Anschließend besteht bei Gebäck und Getränken Gelegenheit zum Kennenlernen, Wiedersehen und Gespräch.

Foto: Kirchentag

Stand auf dem Markt der Möglichkeiten

Halle 5, Stand 5-J29 – täglich von 10:30 bis 18:30 Uhr

Die Nagelkreuzgemeinschaft präsentiert sich auf dem Kirchentag mit einem völlig neu gestalteten Stand – doppelt so groß wie in den vergangenen Jahren und offen für vielfältige Formen der Begegnung. Besucherinnen und Besucher erwartet ein Ort der Information, der Inspiration und des Mitmachens. Das Nagelkreuz und das Versöhnungsgebet von Coventry bilden den geistlichen Mittelpunkt. Auf Infotafeln werden die Geschichte und weltweite Wirkung unserer Gemeinschaft anschaulich gemacht. An zwei Touchscreens können Interessierte durch aktuelle Projekte und eine interaktive Landkarte aller Nagelkreuzzentren navigieren. Wer möchte, kann an einer kleinen Station ein eigenes Nagelkreuz basteln oder beim Gebetsquiz sprachliche Vielfalt spielerisch entdecken. Außerdem werden Besucherinnen und Besucher eingeladen, ein kurzes Videostatement zum Thema „Versöhnung ist…“ aufzunehmen – für unseren Social-Media-Kanal, als zeitgemäße Stimme des Friedens mitten im Trubel des Kirchentags. Das Standteam freut sich auf Gespräche, Fragen und neue Impulse – und auf alle, die neugierig sind darauf, was Versöhnung heute bedeuten kann.

Friedensaktion „Kraniche für Hiroshima“

Donnerstag, 1. Mai 2025, 11:00–12:00 Uhr, Zentrum Kinder und Familien, Maschstraße 22–24, EG Raum 2

Grafik: Michaeliskloster Hildesheim

Sadako, ein junges Mädchen aus Hiroshima, glaubte fest daran: Wenn sie 1000 Papierkraniche faltet, kann ihr Wunsch nach Heilung und Frieden in Erfüllung gehen. Ihre Geschichte wurde zu einem weltweiten Symbol – gegen Krieg und Gewalt, für Hoffnung und Versöhnung. Auch in Hannover, der Partnerstadt Hiroshimas, wollen wir ein Zeichen setzen: Gemeinsam mit dem Michaeliskloster Hildesheim, dem CVJM Hannover, dem Amt der EKD und der Nagelkreuzgemeinschaft laden wir Kinder, Familien und alle Interessierten ein, Kraniche zu falten.

11:00 Uhr: Kraniche falten mit Kindern und Erzählen von Sadakos Geschichte.

11:30 Uhr: Gemeinsamer Aufbruch zur Aegidienkirche.

11:45 Uhr: Gedenken an der Hiroshima-Glocke mit einem Nagelkreuzgebet in einfacher Sprache und einem Segen.

Ein niedrigschwelliges, liebevoll gestaltetes Angebot, das Kindern den Gedanken der Versöhnung kreativ und berührend nahebringt.

Haben wir ein Angebot übersehen? Haben Sie Fragen? Dann schreiben Sie uns gerne: redaktion@nagelkreuz.de. Wir freuen uns auf ein Kennenlernen oder ein Wiedersehen in Hannover.

 

Chemnitz 2025: Kulturhauptstadt und neues Nagelkreuzzentrum

Stadtkirche St. Jakobi in Chemnitz (Foto: Stephan Tischendorf)

Am 5. März 2025 wurde der evangelischen Stadtkirche St. Jakobi in Chemnitz das Nagelkreuz von Coventry übergeben. Der Gottesdienst fand am 80. Jahrestag des ersten großen Luftangriffs auf Chemnitz im Zweiten Weltkrieg statt. Die Übergabe des Nagelkreuzes wurde von John Witcombe (Dekan der Kathedrale von Coventry), Dr. Oliver Schuegraf (Vorsitzender der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e. V.) und Sachsens Landesbischof Tobias Bilz begleitet. Der Gottesdienst war Teil des städtischen Gedenkens, aber auch ein deutliches Signal der Vernetzung: Chemnitz ist nun offiziell Teil der internationalen Nagelkreuzgemeinschaft. Gleichzeitig ist Chemnitz 2025 Chemnitz eine der Europäischen Kulturhauptstädte – die Übergabe des Nagelkreuzes ein Blick zurück, nach vorn und in die Gegenwart. Drei Tage später, am 8. März, jährte sich der zweite Angriff – damals flogen über 700 britische Bomber einen weiteren schweren Angriff auf die Stadt. An diesem Gedenktag versammelten sich Mitglieder der Nagelkreuzgemeinschaft zum Regionaltreffen in Chemnitz.

Die evangelische Stadtkirche St. Jakobi – mitten im Chemnitzer Stadtzentrum wurde bei der Bombardierung von Chemnitz am 5. März 1945 schwer zerstört. Später wiederaufgebaut, ist sie heute ein lebendiger Gedenk- und Versöhnungsort. Jeden Freitag um 12 Uhr versammelt sich dort eine ökumenische Gemeinschaft zum Mittagsgebet und spricht das Versöhnungsgebet der Kathedrale von Coventry, darunter Gemeindeglieder ebenso wie Gäste und Touristen.

Jedes Jahr am 5. März begeht Chemnitz den Friedenstag, an dem an die Opfer der Kriegszerstörung von 1945 erinnert wird. Auch die St. Jakobikirche gestaltet diesen Gedenktag mit: Alljährlich findet an diesem Datum ein Friedensgottesdienst statt, der im Zeichen von Frieden und Versöhnung steht. Häufig wirken Kinder und Jugendliche daran mit – so musizieren etwa Chemnitzer Kindergruppen an diesem Tag in der Kirche und lesen Texte zum Thema Versöhnung und Frieden. Die Kirche öffnet sich der Stadtgesellschaft, um die Botschaft der Versöhnung lebendig zu halten.

Ökumenische Initiativgruppe – Versöhnungsarbeit in Chemnitz

Gedenkkreuz für den 05.03.1945 (Foto: Stephan Tischendorf)

Hinter der Aufnahme von Chemnitz in die Nagelkreuzgemeinschaft steht eine engagierte ökumenische Initiativgruppe. Seit knapp vier Jahren – erste Ansätze gab es sogar schon vor rund einem Jahrzehnt – arbeitet diese Gruppe in Chemnitz auf das Ziel hin, ein Nagelkreuzzentrum zu etablieren. Ihr gehören Christ:innen aus der evangelischen, katholischen und neuapostolischen Kirche an. Geleitet und begleitet wird die Initiative von den Gemeinderpfarrer:innen Dorothee Lücke und Stephan Tischendorf.

Die Chemnitzer Initiativgruppe verankert die Versöhnungsarbeit mitten in der Stadtgesellschaft. In den letzten Jahren organisierte sie zahlreiche Veranstaltungen an wechselnden Orten in Chemnitz. Dazu zählten unter anderem eine Podiumsdiskussion zum Thema „Hass im Internet“, eine Lesung mit einer Aktivistin gegen Prostitution, ein Grillabend, bei dem die Gedanken Desmond Tutus zum „vierfachen Versöhnungsweg“ vorgestellt wurden, sowie ein Erzählabend unter dem Motto „Erzähl mir von Versöhnung“. Auch den Nagelkreuzsonntag gestaltete die Gruppe in den letzten Jahren jeweils in unterschiedlichen Kirchen, um die Versöhnungsidee in verschiedene Stadtteile zu tragen.

Darüber hinaus lud die Initiativgruppe zu Gemeindeabenden ein, um gemeinsam über die einzelnen Bitten des Versöhnungsgebets ins Gespräch zu kommen. Nach einer Pilgerfahrt einer Chemnitzer Delegation nach Coventry im Mai 2024 berichteten die Teilnehmenden in einem Gemeindeabend mit über 40 Gästen aus verschiedenen Gemeinden begeistert von ihren Eindrücken. Auch aktuelle Themen greift die Gruppe auf: So organisierte sie im September 2024 einen Begegnungsabend mit syrischen Geflüchteten in Chemnitz und plante für November 2024 eine Gedenkveranstaltung am früheren Kaßberg-Gefängnis, um die lokale Erinnerungskultur mit der Versöhnungsarbeit zu verknüpfen.

Ein Nagelkreuz auf Wanderschaft: die Stele des Chemnitzer Nagelkreuzes

Das Chemnitzer Nagelkreuz soll künftig als Wanderkreuz immer wieder an anderen Stationen in der Stadt gezeigt werden. In St. Jakobi bleibt es sichtbar, auch wenn es gerade an einem anderen Ort ist: Dafür hat die Initiativgruppe eine Stele entwerfen lassen, die das Nagelkreuz als negatives Abbild zeigt: Zwei aufrechtstehende Holzbalken mit charakteristischen Aussparungen erzeugen den Umriss des Kreuzes als Form, die präsent bleibt, auch wenn das Kreuz selbst unterwegs ist.

Nagelkreuz und Stele in St. Jacobi (Foto: Michael Monzer)

Das Holz für die Stele stammt von einem Dresdner Betrieb, der gefällte Bäume aus der Stadtpflege weiterverarbeitet, statt sie zu verheizen. Aus verschiedenen Hölzern mit bekannter Herkunft entstand so die Stele für das Chemnitzer Wandernagelkreuz. Die beiden senkrechten Balken bestehen aus einem Apfelbaum aus der Region Tübingen, als Aufruf zur Versöhnung zwischen Ost und West. Das Holz ist nur grob bearbeitet, zeigt Stockflecken und bleibt in seiner Unvollkommenheit sichtbar.

Am Fuß der Apfelholz-Balken ist der Schriftzug „FATHER FORGIVE“ eingeschnitzt, von einem Mitglied der Chemnitzer Nagelkreuzinitiative, das ursprünglich aus Bayern stammt. Das Nagelkreuz selbst ruht auf einer kleinen abnehmbaren Konsole innerhalb der Stele. Deren Bodenplatte besteht aus einem weiteren Stück Holz einer Platane aus Dresden-Übigau, die dort gefällt werden musste. Die Holzplatte ist fest mit dem Kreuz verbunden und wird mit ihm zusammen durch Chemnitz „wandern“. Dresden ist einer der Orte, an denen die ersten Nagelkreuze in Deutschland übergeben wurden. Dem Gefühl mancher Chemnitzer, „abgehängter“ Landesteil zu sein, will die Stele bewusst etwas entgegensetzen: Ein „Stück Dresden“ bildet nun das Fundament des Chemnitzer Nagelkreuzes. So symbolisiert das Kreuz auch das Zusammenwachsen innerhalb Sachsens.

Nagelkreuz-Regionaltreffen 2025: Austausch in Chemnitz

Drei Tage nach der Nagelkreuzverleihung traf sich in Chemnitz die Region Mitte. 35 Teilnehmende aus fast allen Zentren sowie einige Einzelmitglieder waren zum Kennenlernen und zum Austausch angereist.

Der Tag begann in St. Jakobi mit einer Andacht von Pfarrer Stephan Tischendorf. Anschließend erläuterte Rico Weiß für die Initiativgruppe die Gestaltung des Nagelkreuzstandorts. Daran schloss Pfarrerin Dorothee Lücke eine kurze Kirchenführung an. Bei strahlendem Sonnenschein folgte eine Stadtführung über den Markt bis zum bekannten „Nischel“, dem großen Karl-Marx-Kopf – dem früheren Namensgeber der Stadt. Von dort ging es weiter zur Gedenkstätte Kaßberg-Gefängnis und schließlich zur Kreuzkirche, dem Tagungsort des Regionaltreffens. Dort warteten zur Mittagszeit anstelle einer Suppe arabische Spezialitäten . Das Team eines lokalen Restaurants war vom Versöhnungsanliegen so angetan, dass es diese Köstlichkeiten als kulinarischen Gruß spendiert hatte.

Regionaltreffen Mitte 2025 in Chemnitz (Foto: Tabea Kormeier)

Ein Höhepunkt des Treffens war der Redebeitrag von Landesbischöfin i.R. Ilse Junkermann, Vorsitzender von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. In ihrem Vortrag „80 Jahre Friedensarbeit – Erfahrungen und Herausforderungen in der heutigen Zeit“ ließ sie die Geschichte der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. Revue passieren und teilte ihre reichen Erfahrungen aus acht Jahrzehnten Versöhnungsarbeit. (Den Vortrag könnnen Sie demnächst auf www.nagelkreuz.de nachlesen.) In der anschließenden Diskussion wurden die Anregungen noch vertieft.

Am Nachmittag berichteten die Teilnehmenden bei Kaffee und Kuchen aus ihren Heimatorten. So ging es etwa um Initiativen, die den Gedanken der Versöhnung an Schulen in Plauen tragen, oder um Projekte in der Diakonissenanstalt Dresden, die Mitarbeitende für Friedensthemen sensibilisieren. Zur Sprache kamen auch Begegnungen mit Besuchergruppen – beispielsweise aus Wuppertal-Barmen, aus Irland und aus Edinburgh – sowie besondere Auszeichnungen: So wurde etwa das Augustinerkloster Erfurt als „Ort der Demokratie“ gewürdigt. Ebenso diskutierten die Teilnehmenden den Umgang mit der eigenen Geschichte, etwa die Auseinandersetzung mit Martin Luthers Antisemitismus im Kontext der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Erfurt. Zudem dankte die Regionalversammlung dem kürzlich aus dem Vorstand und Leitungskreis ausgeschiedenen Lothar Schmelz herzlich für sein langjähriges Engagement.

Autor: Niels Faßbender mit Beiträgen von Rico Weiß, Stefan Tischendorf und Tabea Kormeier.

Regionaltreffen Südwest: Pilgerwege und Gemeinschaft in Saarbrücken

Die Teilnehmenden des Regionaltreffen Südwest am Nagelkreuz der Ludwigskirche mit kriegsbeschädigter Apostelfigur Jakobus d. Ä. (Foto: Matthias Engesser)

Eine historische Kirche, ein besonderer Anlass und viele inspirierende Begegnungen – das Regionaltreffen Südwest der Nagelkreuzgemeinschaft führte die Teilnehmer 2025 nach ->Saarbrücken, den westlichsten Punkt der Region. Pfarrer Thomas Bergholz hatte zum 250. Jubiläum der Ludwigskirche eingeladen, und zwölf Mitglieder unserer Gemeinschaft trafen sich am 22. März zu Austausch und Pilgerwanderung. Hier ihr spannender Bericht.

Um zehn Uhr begann der Tag im Café Catherine, das sich in der ehemaligen Fürstengruft der Kirche befindet. Dort gab uns Pfarrer Bergholz einen kurzen Einblick in die Geschichte der Kirche und in die Versöhnungsarbeit der Gemeinde. Diese liegt besonders im interkonfessionellen und zunehmend auch im interreligiösen Dialog. Danach machten wir uns gemeinsam mit zwei Gästen aus Saarbrücken auf den Pilger-Weg durch Alt-Saarbrücken. Die Idee zu diesem Weg war ursprünglich für eine „Nacht der Kirchen“ entstanden.

Austausch im Café Catherine in der Krypta der Ludwigskirche (Foto: Christian Roß)

Unser Weg führte über den Ludwigsplatz, auf dem an diesem Samstag der große Wochenmarkt stattfand. Mit einem großen ökumenischen Osterfeuer beginnt auf diesem Platz traditionell die Osternacht. Nach dem gemeinsamen Beginn ziehen von dort alle Konfessionen zur Osternachtfeier in Prozessionen in ihre Kirchen. Auf der anderen Seite des Platzes steht die Friedenskirche. Sie wurde, genau wie die Ludwigskirche, im Barockstil erbaut. Thomas Bergholz erzählte uns von ihrer bewegten Geschichte. Anfangs war sie eine reformierte Kirche. Später wurde das Gebäude als Schulhaus genutzt. Seit 1890 dient es der Alt-Katholischen Gemeinde als Kirche und Versammlungsraum. Ausgehend von Johannes 14,27: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“ endete der Besuch des Alt-katholischen Gotteshauses mit einer Meditation über Frieden und die Gesichter des Friedens.

Unser Weg führte vorbei am Denkmal für Organspenderinnen und Organspender. Dort hielten wir mit Johannes 15,13 inne: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lasse für seine Freunde.“ In Saarbrücken hat dieser Vers eine durchaus belastete Vergangenheit. Zwischen 1918 und 1945 war er als Inschrift am Altar der Ludwigskirche angebracht und diente einem fragwürdigen „Heldengedenken“. Auch die nächste Station gab uns Anlass, über den Umgang mit der Vergangenheit zu diskutieren: Die Aufschrift auf dem Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs lässt eher an ein Kriegerdenkmal denken. Uns wurde deutlich, wie schwierig es ist, ein angemessenes Gedenken zu gestalten, und wie herausfordernd der Umgang mit historischen Gedenkorten ist, die Fragen aufwerfen und heutiger Gedenkkultur eher fremd sind.

Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, stießen wir auf die katholische Pfarrkirche St. Jakob. Bereits ihr Name weist auf ihre besondere Bedeutung für Pilger hin. Direkt am Jakobsweg gelegen, ist sie „Pilgerkirche am Weg“. Dies wird auch durch die Jakobsmuschel sichtbar, die in der Fassade eingelassen ist. Trotz dieser Funktion – in Saarbrücken scheint manches anders zu sein als andernorts – ist die Kirche meist geschlossen, während die evangelische Ludwigskirche täglich lange geöffnet ist. Ein Zutritt zur Kirche blieb unserer Pilgergruppe daher verwehrt.

Stuckdetail in der Mitte der Ludwigskirche, zugleich Mitte der ehemaligen Barockstadt ( Foto: Christian Roß)

Extra für uns geöffnet wurde hingegen die Immanuel-Kirche der Selbständig Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), nur wenige hundert Meter entfernt. Dort begrüßte uns Pfarrer Johannes Achenbach gemeinsam mit einigen Konfirmanden. Die kleine Kirche entstand 1902 im neuromanischen Stil. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie stark beschädigt, danach in ihrer heutigen Form wiederaufgebaut. Besonders beeindruckten uns die beiden Fenster des Künstlers György Lehoczky aus den Jahren 1953/54. Sie schmücken die Chorapsis und zeigen Mose bei der Übergabe der Gebotstafeln und Jesus bei der Bergpredigt. Pfarrer Achenbach gab uns außerdem Einblicke in die Struktur und Arbeit der SELK.

Nächste Station war das ehemalige Gemeindehaus der Ludwigskirche, vor deren Eingang ein Teil einer der im Krieg beschädigten großen Figuren vom Dach der Ludwigskirche steht. Eine dieser Figuren ist wieder in die Ludwigskirche gebracht worden, wo sie in einer Nische mit dem Nagelkreuz symbolisch für die Zerstörung der Kirche steht. Letzte Station war der alte lutherische Friedhof, der bereits seit 200 Jahren aufgelassen ist und heute als Parkplatz dient. Direkt an einem aufsteigenden Felsen gelegen, findet sich als Erinnerung nur noch eine Plakette, die auch an die letzte Ruhestätte des Architekten der Ludwigskirche erinnert.

Anschließend nahm unsere Gruppe am ökumenischen Mittagsgebet teil. Diese Andacht findet jeden Samstag um 12 Uhr in der Ludwigskirche statt. Gestaltet wird sie von wechselnden Personen. Ein fester Bestandteil ist dabei stets das Versöhnungsgebet von Coventry. Nach dem Gebet folgt wöchentlich eine etwa 15-minütige „Musik zur Marktzeit“. Diese spielte an diesem Samstag der deutsch-dänische Organist Tobias Naumann aus Brönderslev (Dänemark). Im Anschluss daran führte Pfarrer Thomas Bergholz durch die frisch renovierte und eindrucksvoll rekonstruierte Ludwigskirche. Unsere Gruppe nahm gern an dieser kurzen öffentlichen Führung teil.

Altar, Kanzel und Orgel in der frisch sanierten Ludwigskirche (Foto: Christian Roß)

Nach einem gemeinsamen Mittagessen begann der Austausch mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Vertreten waren etablierte Zentren wie Pforzheim-Huchenfeld, Stadtkirche Pforzheim, Stadtkirche Darmstadt, der Kirchenkreis Esslingen sowie das gastgebende Zentrum Saarbrücken. Außerdem nahmen neue und interessierte Zentren teil. Pfarrer Jörg Seiter ist bereits Einzelmitglied der Gemeinschaft. Er leitet den Kooperationsraum Blankenloch-Stutensee-Weingarten, der am 26.10. das Nagelkreuz erhalten wird. Alexander Classen vertrat den Kirchenvorstand der Frankfurter Paulsgemeinde. Diese Gemeinde wird am 24.10. offiziell in die Nagelkreuzgemeinschaft aufgenommen. Ihr Nagelkreuz erhält seinen Platz in der Alten Nikolaikirche am Römer. Pfarrer Tim van de Griend, ebenfalls langjähriges Einzelmitglied, stellte seine Gemeinde vor. Er möchte die Evangelisch-Reformierte Französische Gemeinde Frankfurt in die Nagelkreuzgemeinschaft führen. Er berichtete von ihrer spannenden Geschichte sowie der aktuellen diakonischen und international verbindenden Arbeit. Zum Schluss berichtete Christian Roß über die Arbeit in Leitungskreis und Vorstand.

Gegen 17 Uhr endete das inspirierende und gelungene Regionaltreffen. Einige Teilnehmer:innen blieben noch etwas in Saarbrücken und nutzten die Gelegenheit, die Stadt näher zu erkunden. Das nächste Regionaltreffen Südwest soll 2026 in Darmstadt stattfinden. Dann feiert die Stadtkirche ihr 50-jähriges Nagelkreuzjubiläum und lädt aus diesem besonderen Anlass herzlich ein.

Autor: Christian Roß

Donald Trump ist wieder Präsident – was sagt die Nagelkreuzgemeinschaft dazu?

Dekan John Witcombe (Foto: Coventry Cathedral)

Die politischen Entwicklungen in den USA bewegen und beunruhigen viele Menschen. Sollte die Nagelkreuzgemeinschaft dazu Stellung beziehen? Und wenn ja, welche Position sollte sie einnehmen? Im Februar 2025 hat John Witcombe, Dekan der Kathedrale von Coventry, dazu geschrieben:

Liebe Freundinnen und Freunde,

Seit der Wahl und Amtseinführung von Präsident Trump wurden wir oft gefragt, ob wir dazu eine Stellungnahme abgeben. Wir haben uns bislang zurückgehalten, denn es scheint wenig zielführend, lediglich das zu wiederholen, was bereits vielfach gesagt wurde – unter anderem in der eindrucksvollen Predigt von Bischöfin Budde. Wenn wir nur innerhalb unseres eigenen Kreises Gleichgesinnter sprechen, kommen wir nicht wirklich weiter.

Dennoch könnte es notwendig sein, unsere Stimmen mit denen zu vereinen, die für Gerechtigkeit eintreten – gerade angesichts der beunruhigenden Nachrichten, die uns aus den USA erreichen. Als Menschen, die sich dem Dienst der Versöhnung verpflichtet fühlen, sind wir aufgerufen, an der Seite derer zu stehen, die an den Rand gedrängt oder ausgeschlossen werden. Dabei leiten uns die drei Prinzipien der Nagelkreuzgemeinschaft: Wunden heilen, Vielfalt wertschätzen und eine Kultur der Gerechtigkeit und des Friedens fördern. Es ist unsere Aufgabe, Ungerechtigkeit zu benennen und dem entgegenzutreten. Dazu gehört auch, die Geschichten derjenigen hörbar zu machen, die sonst oft übersehen werden.

Doch ebenso wichtig ist es, Brücken zu denen zu bauen, mit denen wir uns uneins fühlen – und das schließt auch diejenigen ein, die Donald Trump als Hoffnungsträger sehen. Der Versöhnungsforscher John Paul Lederach erinnert uns daran: „Wir haben uns nie wirklich auf die Arbeit der Versöhnung eingelassen, solange nicht unsere eigenen Freunde denken, wir hätten sie verraten.“ Wie können wir also lernen, denjenigen zuzuhören, die Trump unterstützen? Was sind die Sorgen und Verletzungen, die ihre Haltung prägen? Welche Hoffnungen verbinden sie mit ihm? Und wie können diese Wunden geheilt werden? Es gibt Menschen, die sich übersehen fühlen und darauf hoffen, dass Trump ihre Interessen vertritt. Wie können wir mit ihnen so ins Gespräch kommen, dass sie sich gehört fühlen – und wir selbst auch Gehör finden?

In unserem Versöhnungsteam haben wir uns mit diesen Fragen beschäftigt und erkannt: Es kommt darauf an, klar für Gerechtigkeit einzutreten, aber zugleich auch auf lokaler, vielleicht sehr persönlicher Ebene den Dialog zu suchen – gerade mit Menschen, deren Ansichten uns fremd oder schwer nachvollziehbar erscheinen. Wir sollten darum bitten, die Geduld und Offenheit zu haben, ihnen zuzuhören. Wir sollten bereit sein, einen ersten Schritt auf sie zuzugehen – hin zu einem Punkt, an dem wir „unseren Gegenüber unsere eigene Geschichte erzählen hören – und sagen können: ‚Ja, das ist auch meine Geschichte.‘“ Vielleicht können wir das große Ganze nicht verändern. Aber jeder und jede von uns kann kleine Schritte tun, um dort, wo wir sind, eine Kultur der Gerechtigkeit und des Friedens wachsen zu lassen.

Lederach schreibt: „Ich glaube, dass Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung möglich sind. Ich glaube, dass sie Wirklichkeit werden.“ (Reconcile, 2014) Es ist Gottes Werk – und deshalb haben wir Hoffnung.

Autor: John Witcombe, Dekan der Kathedrale von Coventry

 

Versöhnung braucht Erinnerung: Regionaltreffen Nord in Demmin

Garten der Erinnerung in Demmin (Foto: Robert Fingerloos)

Am 22. März 2025 traf sich die Region Nord in Demmin. Eingeladen hatte die Evangelische Kirchengemeinde. Im Mittelpunkt der Begegnung stand das Thema „Frieden und Versöhnung“ – in einer Stadt, die selbst auf erschütternde Weise mit den Folgen von Krieg und Gewalt verbunden ist. Gemeinsam mit Gästen aus den Nagelkreuzzentren der Insel Hiddensee, Rostock, Stralsund, Kiel und Hamburg wurde an Demmins schwierige Geschichte erinnert – und über aktuelle Versöhnungsarbeit gesprochen.

Zum Auftakt wurde im Sexagon des Elsa-Brändström-Hauses der Film „Eine Stadt bricht ihr Schweigen“ (1995) der Fernsehjournalistin Ingelis Gnutzmann gezeigt. Der Film dokumentiert die langjährige Sprachlosigkeit in Demmin über die Geschehnisse der letzten Kriegstage und lässt erstmals Zeitzeugen zu Wort kommen, die über den Massensuizid von mehreren Hundert Menschen im Mai 1945 berichten. Auslöser waren damals unter anderem die Angst vor Racheakten der heranrückenden sowjetischen Truppen sowie das verbreitete Gefühl von Ausweglosigkeit nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes.

Regionaltreffen in Demmin (Foto: Robert Fingerloos)

Im anschließenden Gespräch tauschten die Teilnehmer ihre Eindrücke zum Film und ihre Gedanken zu den Ereignissen im April und Mai 1945 aus. In dieser Zeit kam es in Demmin zum größten Massensuizid in der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Vor dem Einmarsch der Roten Armee zerstörten deutsche Truppen die Brücken über die Peene. In der Folge brach Panik unter der Zivilbevölkerung aus, die von Gerüchten und Erinnerungen an frühere Gräueltaten geprägt war. Hunderte Menschen – darunter ganze Familien – nahmen sich das Leben, meist durch Ertrinken oder Gift.

Stadtführung mit Kathrin Werner (Foto: Robert Fingerloos)

Nach einer gemeinsamen Mahlzeit mit selbstgekochten Suppen führte Frau Dr. Kathrin Werner, Historikerin und Geschichtslehrerin am Gymnasium in Demmin, die Gäste sowie interessierte Demminer:innen durch die Stadt. Auch hier stand die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kriegsendes im Mittelpunkt. Eine Station war der „Garten der Erinnerung“ nahe des Hanseviertels. Die schlichte Gedenkstätte wurde auf Initiative von Bürgerinnen und Bürgern geschaffen und erinnert an die Toten vom Frühjahr 1945. Sie ist ein Ort des stillen Gedenkens und der Mahnung.

Beim anschließenden Kaffeetrinken im Gemeindehaus berichtete Arne Bölt aus Rostock, Ansprechpartner der Region Nord, über aktuelle Versöhnungsprojekte. Er wird am 6. Mai im Rahmen der Veranstaltungsreihe *Demmin ist mehr* erneut in Demmin zu Gast sein. Den Abschluss des Tages bildete ein Friedensgebet, das von Pastorin Frau Voll in der Taufkapelle der St. Bartholomaeikirche geleitet wurde.

Autor: Robert Fingerloos

Sievershäuser Ermutigung: Ein Preis für den Frieden in Nahost

Sulaiman Khatib (Foto: Henning Menzel)

Die „Sievershäuser Ermutigung“ zeichnet seit 1988 Initiativen aus, die sich für Versöhnung, Dialog und gewaltfreie Konfliktlösungen engagieren. Das =>Antikriegshaus Sievershausen und die Stiftung “Frieden ist ein Menschenrecht” verleihen den mit 5.000 € dotierten Preis alle zwei Jahre. Am 8. Dezember 2024 wurde der Preis an „Combatants for Peace“ vergeben. Die Initiative bringt Israelis und Palästinenser zusammen, die in bewaffnete Auseinandersetzungen verwickelt waren.

Die 2006 gegründete Bewegung Combatants for Peace vereint ehemalige israelische Soldaten und palästinensische Widerstandskämpfer. Gemeinsam setzen sie sich für eine gewaltfreie Lösung des Nahostkonflikts ein. Sie organisieren Bildungsprogramme, öffentliche Dialogveranstaltungen und friedliche Proteste. „Sie setzen sich seit Jahren unter schwierigsten Rahmenbedingungen für den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinensern ein“, erklärte Dr. Edelgard Bulmahn bei der Preisverleihung. „Gerade Ihre Arbeit gibt Hoffnung, dass Menschen unterschiedlicher Kultur, Herkunft, Religion und Interessen friedlich zusammenleben können.“

Zur Entgegennahme der Auszeichnung reisten die Aktivisten Sulaiman Khatib und Iris Gur an.

Sulaiman Khatib: Vom Gefangenen zum Friedensaktivisten

Sulaiman Khatib begann seine Dankesrede mit einem Lied auf der Flöte. Die sanften Klänge erfüllten den Raum und ließen die Zuhörer für einen Moment innehalten. Er wollte ihnen ein Gefühl für die Landschaft vermitteln, in der er aufgewachsen ist – die Hügel nahe Jerusalem, geprägt von Konflikten und alltäglichen Auseinandersetzungen mit Siedlern und Besatzungssoldaten. Seine Familie litt unter diesen Umständen.

Im Alter von 14 Jahren wurde er verhaftet und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Zehn Jahre und sechs Monate verbrachte er in israelischen Haftanstalten. Dort begann er, sich intensiv mit Geschichte, Hebräisch, Englisch und politischen Konflikten auf der ganzen Welt auseinanderzusetzen. Besonders beeindruckten ihn die Gedanken von Gandhi und Mandela. „Meine gesamte Bildung und meine Sicht auf die Welt habe ich im Gefängnis erworben“, erzählte er. Während dieser Zeit habe er eine neue Perspektive auf den Konflikt und die Möglichkeiten seiner Lösung entwickelt. Nach seiner Freilassung entschied er sich, den Weg des Friedens zu gehen. Während der zweiten Intifada rief er zu gewaltlosem Widerstand auf. Seit zwanzig Jahren engagiert er sich in verschiedenen Programmen, die sich für eine friedliche Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts einsetzen.

Iris Gur (Foto: Henning Menzel)

Iris Gur: Ein persönlicher Wandel

Seine Mitstreiterin an diesem Abend, aber auch in vielen anderen Aktionen, war Iris Gur, Lehrerin und Schulleiterin aus Tel Aviv. Sie ist die Enkelin einer Holocaust-Überlebenden und wuchs in Netanya als Tochter von Eltern auf, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Kinder nach Israel kamen. „Die Welt wollte uns verschwinden lassen; diejenigen, die überlebten, bauten ein kleines Land auf. Doch selbst dort waren wir von Feinden umgeben – Arabern, die uns töten und ins Meer werfen wollten. Wir mussten uns selbst schützen.“

Diese Vorstellung prägte ihre Kindheit. „In meiner Familie, im Kindergarten, in der Schule, bei den Pfadfindern und in der Gemeinde begegnete ich nie einer anderen Erzählung. Ich traf nie einen Araber, noch hörte ich Worte wie ‚Palästinenser‘ oder ‚Besatzung‘. Sie waren einfach nicht Teil meiner Welt.“ Durch die Erfahrungen ihrer Eltern, insbesondere ihres Vaters, eines Armeeoffiziers, vermischten sich für sie Geschichten über den Holocaust mit Berichten über arabische Terroristen. Doch mit der Zeit begannen sich kleine Risse in ihrem Weltbild zu zeigen.

An der Universität lernte sie erstmals israelische Araber kennen, und ihre jüngere Schwester berichtete ihr von Erlebnissen, die eine andere Perspektive eröffneten – die palästinensische Geschichte. Ein Wendepunkt kam, als ihre Tochter den Militärdienst verweigerte. Sie wurde zu vier Monaten Haft verurteilt. „Meine Tochter saß im Militärgefängnis, weil sie nicht an einem System teilnehmen wollte, das sie als ungerecht empfand. Das brachte mich dazu, mich intensiver mit der Realität in den besetzten Gebieten auseinanderzusetzen.“

Iris Gur wollte verstehen und begann ihre eigene Reise. Sie nahm an Touren im Westjordanland mit Organisationen wie „Ir Amim“, „Breaking the Silence“ und „Combatants for Peace“ teil, engagierte sich in Gruppen, die palästinensische Schafhirten vor Siedlergewalt schützten, und arbeitete aktiv an gemeinsamen Projekten mit Israelis und Palästinensern.

„Ich begann, meine Erfahrungen aufzuschreiben und in den sozialen Medien zu teilen. Ich glaubte, wenn die Menschen wüssten, was hinter den Mauern passiert, müsste es aufhören.“ Doch sie musste feststellen, dass es nicht so einfach war. Als Schuldirektorin musste sie sich immer wieder vor ihren Vorgesetzten erklären, enge Freunde brachen den Kontakt zu ihr ab. Sie fühlte sich als „radikale Linke“ abgestempelt. Dazu hat sie eine klare Haltung. „Was ist daran radikal, Freiheit, Gerechtigkeit und Sicherheit für alle Menschen zu wollen?“

Ihre Rede in Sievershause schloss sie mit der Hoffnung ab: „Zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan leben 14 Millionen Menschen. Wir haben die Möglichkeit, Raum für ein Zusammenleben aller zu schaffen. Wir müssen – und ich glaube, wir können es.“ In ihrem letzten Satz verband sie zwei Identitäten: „Ich bin Israel und ich bin Palästina.“ Sie appellierte, die aktuelle israelische Regierungspolitik nicht mit weiteren Waffenlieferungen zu unterstützen.

Laudatio und Grußworte

Der Journalist und Nahost-Experte Dr. Daniel Alexander Schacht hielt die Laudatio. Er beschrieb die Herausforderungen, mit denen sich „Combatants for Peace“ konfrontiert sieht. In Israel und Palästina stießen beide auf Widerstand, da viele eine Zusammenarbeit mit der jeweils anderen Seite ablehnten. Dennoch setzten sie sich für einen gleichberechtigten Dialog ein und träten für gewaltfreie Konfliktlösungen ein. Dr. Ralph Charbonnier, theologischer Vizepräsident des Landeskirchenamtes, würdigte die Preisträger mit den Worten: „Dieser Preis ermutigt Menschen, an die Möglichkeit von Frieden zu glauben und sich aktiv für seine Verwirklichung einzusetzen.“ Armin Hapke, Bürgermeister von Sievershausen, hob hervor: „Gerade in Zeiten wachsender globaler Spannungen ist es wichtig, Organisationen zu unterstützen, die langfristige und nachhaltige Friedensprozesse vorantreiben.“

Sievershäuser Ermutigung 2025 (Foto: Katrin Sassen)

Neben den Redebeiträgen bot die Veranstaltung Raum für Gespräche und Diskussionen. Besucherinnen und Besucher hatten die Möglichkeit, mit den Preisträgern ins Gespräch zu kommen und mehr über deren Arbeit zu erfahren. Eine Ausstellung präsentierte Fotos und Berichte über frühere Projekte von Combatants for Peace und deren Auswirkungen auf betroffene Gemeinschaften. Im Anschluss an die offizielle Preisverleihung fand ein interaktiver Workshop statt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten darüber, welche Ansätze zur gewaltfreien Konfliktlösung auch in anderen Regionen anwendbar sind. Vertreter anderer Friedensorganisationen berichteten über ihre eigenen Erfahrungen und tauschten sich über bewährte Strategien aus.

Die „Sievershäuser Ermutigung“ wird alle zwei Jahre in zeitlicher Nähe zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u. a. die Organisation MADAM aus Sierra Leone (2008), die ehemalige Kindersoldaten unterstützt, und die tschetschenische Menschenrechtlerin Taita Junusova (2006), die Kriegsopfer begleitet und Menschenrechtsverletzungen dokumentiert.

Autor: Niels Faßbender mit Material von Henning Menzel und Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen e.V.

 

Drei Tage in Dresden – Auf den Spuren der Versöhnung

Die Wuppertaler Delegation (v. l. n. r.): Bruno Hensel, Susanne Kapp, Carin Hell, Sigrid Runkel, Pfarrer Frank Schulte. Foto: Frank Schulte

Im Februar 2025 reisten fünf Mitglieder unseres Nagelkreuzzentrums Gemarker Kirche in Wuppertal nach Dresden, um am Gedenken zum 80. Jahrestag des Luftangriffs auf das Elbflorenz teilzunehmen. Die Verbindung zwischen der Gemarker Kirche und den Dresdener Christen ist tief verwurzelt: Hugo Hahn, der 1934 Pfarrer an der Frauenkirche war, hielt die Eröffnungspredigt bei der Barmer Synode in Barmen. Hier der Bericht der Wuppertaler Delegation:

Drei Tage Dresden und fünf Nagelkreuzzentren – eine sportliche Herausforderung, die wir uns vorgenommen haben. Zum 80. Jahrestag des Bombardements von Dresden am 13. Februar 1945 sind wir auf den Spuren von Versöhnung, Verständigung und Wiederanfang nach den Kriegserfahrungen, die nur scheinbar lange zurückliegen. Direkt nach unserer Ankunft sind wir zu Gast in der Ev.-Luth. Diakonissenanstalt Dresden. Diese Diakonissenanstalt in der Äußeren Neustadt, zwischen Bautzner Straße und Holzhofgasse, gehört zu den ältesten ihrer Art in Deutschland und wurde 1965 als in die Nagelkreuzgemeinschaft aufgenommen. Hier erfahren wir von der englischen Wiederaufbauhilfe, von spürbarer, praktischer Versöhnungsarbeit, und von der Unterstützung in Rumänien. An allen Stationen des Krankenhauses sind Nagelkreuze zu sehen, die die Versöhnungsarbeit aus diakonischer Perspektive verdeutlichen. Wir genießen die Gastfreundschaft der Mitarbeiter und haben anregende Gespräche über die Zukunft der Nagelkreuzarbeit.

Am nächsten Morgen, dem Erinnerungstag, sind wir in die Frauenkirche eingeladen. Prince Edwad, Duke of Kent und Mitglied des britischen Königshauses, ist ebenfalls zu Gast. Von Pfarrerin Behnke erfahren wir mehr über die Versöhnungsarbeit an der Frauenkirche, einem besonderen Ort mit einem besonderen Auftrag. Rechtzeitig zur Gedenkveranstaltung kehren wir zurück, um im dichten Schneetreiben daran erinnert zu werden, dass „Zukunft durch Erinnern“ nur möglich ist, wenn wir die Vergangenheit anerkennen. Nachdenklich und auch ein wenig begeistert reihen wir uns in die Menschenkette zum Schutz von Frieden und Demokratie ein. Hand in Hand mit vielen anderen Menschen stehen wir hier – Versöhnung ist praktisch, menschlich und ein gemeinsames Handeln. Dies ist eindrucksvoll spürbar im Schnee, vor der schönen Kulisse der Frauenkirche und der dunklen Vergangenheit.

Kurz vor 22:00 Uhr läuten alle Glocken der Frauenkirche. Der Schnee fällt weiter, und in der Kirche nehmen wir an der „Nacht der Stimmen“ teil. Bürger der Stadt, Gäste, Chor und Orgel erinnern an die schreckliche Nacht vor 80 Jahren und die Dunkelheit, die das alles erst möglich gemacht hat. Die Zerstörung Dresdens – eine Radierung von Churchill nach einer Vorlage Hitlers. Der Satz trifft und wird zu einem kraftvollen Ausdruck für vieles, das das Unsagbare in Worte fasst. Victor Klemperer, Durs Grünbein, John Witcombe, der Dean von Coventry, Orgel und Chor – Stimmen aus Vergangenheit und Gegenwart. Erinnerungen vermischen sich, die Lebenden erinnern sich an die Toten und die Toten erinnern uns an das Leben. Lichter brennen, es schneit. Versöhnung hat eine eigene, schwere Schönheit.

Am Morgen danach besuchen wir die Kreuzkirche, den Ausgangspunkt der Proteste in Dresden in den 1980er Jahren. Lichtermärsche zur Ruine der Frauenkirche damals und die Nagelkreuzandacht heute gehören zusammen. Versöhnung ist politisch, sie verändert und kreist um die schweren Themen des Lebens – Krieg in der Ukraine, Israel und Palästina.

Leider können wir den Denkraum der Sophienkirche wegen des Wetters nur von außen betrachten. Diese Gedenkstätte soll nicht nur an die 1945 zerstörte Sophienkirche erinnern, sondern auch an die Opfer der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 und an den Widerstand der evangelischen Bevölkerung Dresdens „in der Zeit zweier Diktaturen von 1933 bis 1989“. Ein sehr schöner Ort, an dem Nagelkreuz-Versöhnungsarbeit sichtbar wird. Besonders die Kunstwerke, darunter Triptychen von Otto Dix und Hans Grundig über Krieg und Nazizeit, bleiben eindrücklich. Vielleicht hilft die Ästhetik, sich dem Grauen zu stellen.

Zum Abschluss unseres Besuchs erreichen wir Nr. 5 – Maria am Wasser. Eine evangelisch-lutherische Kirche im Dresdner Stadtteil Hosterwitz, die durch die persönliche Beziehung einer Pfarrerin zu Coventry das Nagelkreuz und die Versöhnungsarbeit nach Dresden holte. Hier entsteht und entwickelt sich eine Partnerschaftsarbeit mit Polen und England sowie das Engagement für taubblinde Menschen.

Fünf Nagelkreuze haben wir besucht, fünf Zentren – und doch noch viel mehr Menschen, die auf der Spur von Versöhnung und Verständigung sind. Warum fünf in Dresden? Vielleicht, weil die ausgestreckte Hand der Versöhnung fünf Finger hat.

Autor: Frank Schulte

Zwei Schichten am Nagelkreuz-Stand – Ihr Ticket für den Kirchentag!

Grafik: Deutscher Evangelischer Kirchentag

Grafik: Deutscher Evangelischer Kirchentag

Vom 30. April bis 4. Mai 2025 findet in Hannover der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Auch in diesem Jahr wird die Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e. V. wieder mit einem Stand auf dem Markt der Möglichkeiten vertreten sein.

Dabei gibt es eine spannende Neuerung: Unser Stand wird größer und moderner! Als gewachsene Gemeinschaft möchten wir unsere Arbeit ansprechender und zeitgemäßer präsentieren – dafür benötigen wir Ihre Unterstützung.

So können Sie uns helfen:

Der Markt der Möglichkeiten findet von Donnerstag (1. Mai) bis Samstag (3. Mai) statt. An diesen Tagen soll unser Stand immer von mehreren Helfer:innen gleichzeitig in jeweils ca. vierstündigen Vor- und Nachmittagsschichten betreut werden. Wir suchen engagierte Freiwillige, die bereit sind, einen oder mehrere Schichtdienste zu übernehmen. Während dieser Zeit sind Sie und Ihre Teamkolleg:innen Ansprechpersonen für alle Besucher:innen auf dem „Markt der Möglichkeiten“. Mit Ihrem Einsatz tragen Sie dazu bei, die Geschichte des Nagelkreuzes und unsere Versöhnungsarbeit einem breiten Publikum näherzubringen.

Unser Dankeschön:

Wer mindestens zwei Schichten übernimmt, erhält als Dankeschön ein Ticket für den gesamten Kirchentag einschließlich ÖPNV-Fahrausweis. Und natürlich erhalten Sie rechtzeitig vorab alle Informationen, die Sie für einen erfolgreichen Standdienst benötigen. Egal ob jung oder alt, Angehörige:r eines Nagelkreuzzentrums oder Einzelmitglied, Neuling oder „alter Hase“ – jede helfende Hand ist willkommen!

Interessiert?

Dann füllen Sie einfach den Anmeldebogen aus, den Sie hier herunterladen können, und senden Sie diesen an kirchentag@nagelkreuz.org. Wenn Sie vorab noch Fragen haben, können Sie ebenfalls über diese E-Mail-Adresse Kontakt mit Maite Böhm aufnehmen, die die Federführung für die Organisation des Standes übernommen hat.

Weitersagen!

Ihre Unterstützung ist ein wichtiger Beitrag für das Gelingen unseres neuen Standes. Wir hoffen daher auf zahlreiche Rückmeldungen und danken Ihnen schon jetzt für Ihr Engagement! Leiten Sie diesen Aufruf deshalb gerne innerhalb Ihrer Einrichtung oder Ihres Zentrums weiter. Herzlichen Dank!

Und sonst?

Die Nagelkreuzgemeinschaft wird außerdem mit einem Gottesdienst auf dem Kirchentag vertreten sein. Ort und Zeit werden wir rechtzeitig auf www.nagelkreuz.de und im Freundesbrief bekanntgeben. Gerne veröffentlichen wird dort auch Aktionen und Angebote unserer Nagelkreuzzentren und Mitglieder auf dem Kirchentag. Über entsprechende Hinweise an redaktion@nagelkreuz.de freuen wir uns. Und wer einfach nur so am Kirchentag teilnehmen möchte, kann sich auf www.kirchentag.de informieren und anmelden.

Autor: Nagelkreuzgemeinschaft

 

Karsten Wolkenhauer wird neuer Kirchenpräsident in Anhalt

Karsten Wolkenhauer (Mitte) nach seiner Wahl. Foto: Susanne Reh/Landeskirche Anhalt

Karsten Wolkenhauer wird neuer Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Die Synodalen wählten ihn am 7. Dezember 2024 auf einer Sondersynode in Dessau-Roßlau. Der 58jährige tritt die Nachfolge von Joachim Liebig an, der in den Ruhestand gegangen war. Wolkenhauer ist seit vielen Jahren in der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e. V. engagiert und gehört seit 2019 dem Leitungskreis an.

Wolkenhauer wurde 1966 geboren und wuchs in Herzberg am Harz auf. Er studierte Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin und der Universität Heidelberg. Nach seinem Studium war Wolkenhauer vor allem als Unternehmens- und Personalberater tätig. Im Anschluss daran arbeitete er in Berlin-Niederschönhausen als Gemeindetheologe und übernahm ohne Ordination eine halbe Pfarrstelle. Von 2013 bis 2015 war er im Kirchenamt der EKD in Hannover Referent der Präses und des Präsidiums der Synode der EKD.

Nach seinem Vikariat in Stralsund und Prohn wurde Wolkenhauer Pastor im pommerschen Kirchenkreis in Demmin, Vanselow und Siedenbrünzow. Dort hat er u.a. Projekte zur Aufarbeitung des Massensuizids am Kriegsende initiiert („Demminer Trauertuch“). Neben seinem Einsatz für die Versöhnungsarbeit engagiert er sich unter anderem im Johanniterorden und den Internationalen Fachgesellschaften für Predigtlehre und Liturgie. Im Theologischen Studienseminar in Pullach leitet er bald zum dritten Mal den Kurs „Neu im ephoralen Amt“ und coacht Kirchenleitende der Mittleren Ebene aus fünf Landeskirchen. Aktuell ist er Pfarrer in Berlin-Nikolassee. Wolkenhauer ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.

Die Evangelische Landeskirche Anhalt ist zwischen Fläming und Harz gelegen. Das Gebiet wird von Elbe, Mulde und Saale durchzogen. Es ist nahezu identisch mit dem einstigen Fürstentum, späteren Herzogtum und dem nach 1918 entstandenen Freistaat Anhalt. Die Evangelische Landeskirche Anhalts umfasst heute Gemeinden in rund 154 Dörfern und Städten. Sie hat etwa 24.500 Mitglieder. Sie ist die kleinste der 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Vorstand und Leitungskreis wünschen ihm Gottes Segen und alles erdenklich Gute für seine neuen Aufgaben.

Autoren: Nagelkreuzgemeinschaft und Susanne Reh (Pressesprecherin der Evangelischen Landeskirche Anhalt)