Termine, Ankündigungen & Ausblicke der Nagelkreuzgemeinschaft

Spendenaufruf: Hilfe für unser Nagelkreuzzentrum in der Ukraine

Evangelisch-lutherische Kirche in Odessa und Pastor Alexander Gross (Fotos: Gross)

Krieg ist in der Ukraine keine ferne Nachricht, sondern tägliche Wirklichkeit. In Odessa und den umliegenden Dörfern leisten lutherische Gemeinden unter schwierigsten Bedingungen soziale Notfallarbeit: Sie versorgen Alte, Kranke, Kinder und Familien mit Lebensmitteln, Medikamenten und konkreter Hilfe – oft als Einzige vor Ort. Die Berichte von Pastor Aleksander Gross, die wir auf unserer letzten Mitgliederversammlung gehört haben, machen deutlich, wie existenziell diese Unterstützung geworden ist. Für viele Menschen ist sie das Letzte, was bleibt. Deshalb bitten wir heute dringend um Ihre Unterstützung. Im folgenden Spendenaufruf erfahren Sie, wofür die Hilfe gebraucht wird, was konkret geplant ist – und wie Ihre Spende unmittelbar wirkt.

Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde der Nagelkreuzgemeinschaft!

Was heißt es, vom Nagelkreuz zu sprechen, wenn Krieg kein erinnerter Abgrund ist, sondern tägliche Wirklichkeit? Auf der Mitgliederversammlung vor gut zwei Wochen in Münster wurde diese Frage konkret. Im Gespräch mit einem Vertreter des Nagelkreuzzentrums in St. Petersburg und mit Pastor Aleksander Gross, der für die Gemeinden unseres Nagelkreuzzentrums in Odessa und den umliegenden Dörfern verantwortlich ist, hörten wir von Menschen, die bleiben, wo vieles zerbricht. Von Gemeinden, die helfen, obwohl ihnen selbst die Mittel fehlen.

Es war ein bewegender Nachmittag. Und am Ende stand bei vielen derselbe Gedanke: Wir dürfen das nicht nur hören. Wir wollen auch unterstützen. Darum bitten wir Sie heute um Ihre Unterstützung für die sozialdiakonische Arbeit der Lutherischen Kirche in Petrodolynske, Novogradkivka und Odessa. Sie gilt zwei Projekten, die exemplarisch zeigen, was Kirche dort heute bedeutet.

Wenn Hilfe zu den Menschen geht – und nicht umgekehrt

Gemeinde mit Sonntagsschule in Odessa (Foto: Gross)

Rund 1.260 Menschen werden von den lutherischen Gemeinden regelmäßig unterstützt – mit Lebensmitteln, mit dringend benötigten Medikamenten, mit praktischer Hilfe, mit Nähe. Die Hilfe wird nicht an einem zentralen Ort ausgegeben, sondern die Gemeinde geht zu den Menschen nach Hause. Für viele ist das entscheidend, um ihre Würde zu bewahren. Pastor Gross schreibt:

„Wir haben gute Beziehungen zu acht Dörfern in der Umgebung aufgebaut, wo wir mit Seniorinnen und Senioren, Kindern und Familien zusammenarbeiten. Wir haben ein weiteres Zentrum für Kinder aus problembelasteten Familien eröffnet. Aber insgesamt ist das Leben im letzten Jahr noch schwerer geworden.“ Warum unsere Hilfe so dringend ist: „Unter den älteren Menschen haben wir eine erhöhte Sterblichkeit beobachtet. Die Menschen können sich keine Medikamente mehr leisten und leben in ständiger Angst.“ Die Fürsorge ist für die Betroffenen oft das Letzte, was bleibt. Und sie steht auf dem Spiel.

Ein Gebäude, das mehr ist als Stein – die Kirche der Hoffnung

Ehemalige lutherische Kirche in Novogradkivka (Foto: Gross)

In Novogradkivka (Neuburg) soll ein Ort neu entstehen, dessen Geschichte selbst von Verlust und Überleben erzählt. Die lutherische Kirche von 1904 wurde 1933 beschlagnahmt, der Kirchturm abgerissen. Jahrzehntelang diente sie als Kulturhaus. Im Jahr 2000 wurde das denkmalgeschützte Gebäude dem Verfall preisgegeben. Jetzt soll daraus ein soziales Zentrum werden. Außen nach historischem Vorbild wieder aufgebaut, im Inneren mit drei Etagen für soziale Arbeit und Gemeindeleben: Sonntagsschule, Bethanien-Kinderzentrum für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, mehr Platz für die Suppenküche, die seit fünf Jahren rund 30 Menschen in drei Dörfern versorgt. Außerdem eine Winterunterkunft für alleinstehende Rentnerinnen und Rentner. Denn in den Wintermonaten verdreifacht sich ihre Sterblichkeit – Armut, Kälte und fehlende Medikamente werden lebensbedrohlich.

Pastor Gross schreibt: „Mein größtes Problem ist derzeit, einen Ort zu finden, von wo aus wir unsere Sozialfürsorge organisieren können. Räume anzumieten ist unmöglich geworden – niemand vermietet für die Arbeit mit armen Menschen. Deshalb konzentriere ich mich darauf, den Wiederaufbau unserer Kirche aus den Trümmern der früheren Kirche zu organisieren.“ Diese Kirche soll „Kirche der Hoffnung“ heißen. Nicht als fromme Behauptung, sondern als Antwort auf eine Realität, die Hoffnung systematisch zerstört.

Warum Ihre Spende zählt

Ihre Spende wird zu Lebensmitteln für Menschen ohne Einkommen. Zu Medikamenten für Alte, die sonst darauf verzichten müssen. Zu einem Ort, an dem Kinder, Familien und Alte nicht vergessen werden. Und sie stärkt Gemeinden, die den Dienst der Versöhnung tun, während um sie herum Krieg herrscht. 100 % Ihrer Spenden gehen in die Ukraine.

Wenn Sie sich beteiligen möchten, nutzen Sie bitte diese Kontoverbindung:

Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e. V.

IBAN: DE 21 1009 0000 1736 7830 09

BIC: BEVODEBB

Berliner Volksbank

Verwendungszweck: Ukraine

Falls Sie eine Spendenbescheinigung wünschen, geben Sie im Verwendungszweck bitte zusätzlich Ihre Anschrift an. Egal, wie groß Ihre Spende ist – seien es nur ein paar warme Tage im Winter, ein Medikament: Ihre Gabe bedeutet für einen Menschen in der Ukraine ein Stück Sicherheit und Würde. Ich danke Ihnen – nicht nur für Ihre Gabe, auch dafür, dass Sie das Nagelkreuz nicht als Zeichen belassen, sondern als Auftrag verstehen.

Für den Vorstand und Leitungskreis der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e. V.

Ihr

Oliver Schuegraf

Vorsitzender

Leiten Sie diesen Spendenaufruf gerne weiter. Hier können Sie eine PDF-Version zum Versenden oder Ausdrucken herunterladen oder hier online lesen.

 

Mutig, stark, beherzt: Die Nagelkreuzgemeinschaft auf dem Kirchentag in Hannover

St. Clemens (Foto: Nagelkreuzgemeinschaft)

Wenn tausende Menschen in Hannover zusammenkommen, um unter dem Motto „mutig – stark – beherzt“ ihren Glauben zu leben, Fragen zu stellen und neue Wege zu suchen, ist auch die Nagelkreuzgemeinschaft mit dabei. Wir laden herzlich ein, unsere Arbeit kennenzulernen, mit uns ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Zeichen der Versöhnung zu setzen – in einem Gottesdienst, an unserem Stand auf dem Markt der Möglichkeiten und bei einer Friedensaktion für Kinder und Familien.

Gottesdienst „Beten und Feiern unter dem Nagelkreuz

Donnerstag, 1. Mai 2025, 14:00 Uhr, Kirche St. Clemens

Im Mittelpunkt des Kirchentagsgottesdienstes der Nagelkreuzgemeinschaft steht die Geschichte von Josef und seinen Brüdern – eine biblische Erzählung über Schuld, Versöhnung und die befreiende Kraft, nicht im Hass stehenzubleiben. „Stehe ich denn an Gottes statt?“ – fragt Josef, als seine Brüder um Vergebung bitten. Wie können wir diese Frage heute für uns beantworten – „Mutig“ den Herausforderungen der Versöhnung ins Auge sehen, „stark“ sein im Vertrauen auf Gottes Zusage, dass Frieden möglich ist, „beherzt“ eine neue Zukunft wagen? Die Liturgie umfasst Lesung, Predigt, Musik und Stille. Das Glaubensbekenntnis von Seoul und das Versöhnungsgebet von Coventry geben dem Gottesdienst eine internationale Dimension. Anschließend besteht bei Gebäck und Getränken Gelegenheit zum Kennenlernen, Wiedersehen und Gespräch.

Foto: Kirchentag

Stand auf dem Markt der Möglichkeiten

Halle 5, Stand 5-J29 – täglich von 10:30 bis 18:30 Uhr

Die Nagelkreuzgemeinschaft präsentiert sich auf dem Kirchentag mit einem völlig neu gestalteten Stand – doppelt so groß wie in den vergangenen Jahren und offen für vielfältige Formen der Begegnung. Besucherinnen und Besucher erwartet ein Ort der Information, der Inspiration und des Mitmachens. Das Nagelkreuz und das Versöhnungsgebet von Coventry bilden den geistlichen Mittelpunkt. Auf Infotafeln werden die Geschichte und weltweite Wirkung unserer Gemeinschaft anschaulich gemacht. An zwei Touchscreens können Interessierte durch aktuelle Projekte und eine interaktive Landkarte aller Nagelkreuzzentren navigieren. Wer möchte, kann an einer kleinen Station ein eigenes Nagelkreuz basteln oder beim Gebetsquiz sprachliche Vielfalt spielerisch entdecken. Außerdem werden Besucherinnen und Besucher eingeladen, ein kurzes Videostatement zum Thema „Versöhnung ist…“ aufzunehmen – für unseren Social-Media-Kanal, als zeitgemäße Stimme des Friedens mitten im Trubel des Kirchentags. Das Standteam freut sich auf Gespräche, Fragen und neue Impulse – und auf alle, die neugierig sind darauf, was Versöhnung heute bedeuten kann.

Friedensaktion „Kraniche für Hiroshima“

Donnerstag, 1. Mai 2025, 11:00–12:00 Uhr, Zentrum Kinder und Familien, Maschstraße 22–24, EG Raum 2

Grafik: Michaeliskloster Hildesheim

Sadako, ein junges Mädchen aus Hiroshima, glaubte fest daran: Wenn sie 1000 Papierkraniche faltet, kann ihr Wunsch nach Heilung und Frieden in Erfüllung gehen. Ihre Geschichte wurde zu einem weltweiten Symbol – gegen Krieg und Gewalt, für Hoffnung und Versöhnung. Auch in Hannover, der Partnerstadt Hiroshimas, wollen wir ein Zeichen setzen: Gemeinsam mit dem Michaeliskloster Hildesheim, dem CVJM Hannover, dem Amt der EKD und der Nagelkreuzgemeinschaft laden wir Kinder, Familien und alle Interessierten ein, Kraniche zu falten.

11:00 Uhr: Kraniche falten mit Kindern und Erzählen von Sadakos Geschichte.

11:30 Uhr: Gemeinsamer Aufbruch zur Aegidienkirche.

11:45 Uhr: Gedenken an der Hiroshima-Glocke mit einem Nagelkreuzgebet in einfacher Sprache und einem Segen.

Ein niedrigschwelliges, liebevoll gestaltetes Angebot, das Kindern den Gedanken der Versöhnung kreativ und berührend nahebringt.

Haben wir ein Angebot übersehen? Haben Sie Fragen? Dann schreiben Sie uns gerne: redaktion@nagelkreuz.de. Wir freuen uns auf ein Kennenlernen oder ein Wiedersehen in Hannover.

 

Zwei Schichten am Nagelkreuz-Stand – Ihr Ticket für den Kirchentag!

Grafik: Deutscher Evangelischer Kirchentag

Grafik: Deutscher Evangelischer Kirchentag

Vom 30. April bis 4. Mai 2025 findet in Hannover der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Auch in diesem Jahr wird die Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e. V. wieder mit einem Stand auf dem Markt der Möglichkeiten vertreten sein.

Dabei gibt es eine spannende Neuerung: Unser Stand wird größer und moderner! Als gewachsene Gemeinschaft möchten wir unsere Arbeit ansprechender und zeitgemäßer präsentieren – dafür benötigen wir Ihre Unterstützung.

So können Sie uns helfen:

Der Markt der Möglichkeiten findet von Donnerstag (1. Mai) bis Samstag (3. Mai) statt. An diesen Tagen soll unser Stand immer von mehreren Helfer:innen gleichzeitig in jeweils ca. vierstündigen Vor- und Nachmittagsschichten betreut werden. Wir suchen engagierte Freiwillige, die bereit sind, einen oder mehrere Schichtdienste zu übernehmen. Während dieser Zeit sind Sie und Ihre Teamkolleg:innen Ansprechpersonen für alle Besucher:innen auf dem „Markt der Möglichkeiten“. Mit Ihrem Einsatz tragen Sie dazu bei, die Geschichte des Nagelkreuzes und unsere Versöhnungsarbeit einem breiten Publikum näherzubringen.

Unser Dankeschön:

Wer mindestens zwei Schichten übernimmt, erhält als Dankeschön ein Ticket für den gesamten Kirchentag einschließlich ÖPNV-Fahrausweis. Und natürlich erhalten Sie rechtzeitig vorab alle Informationen, die Sie für einen erfolgreichen Standdienst benötigen. Egal ob jung oder alt, Angehörige:r eines Nagelkreuzzentrums oder Einzelmitglied, Neuling oder „alter Hase“ – jede helfende Hand ist willkommen!

Interessiert?

Dann füllen Sie einfach den Anmeldebogen aus, den Sie hier herunterladen können, und senden Sie diesen an kirchentag@nagelkreuz.org. Wenn Sie vorab noch Fragen haben, können Sie ebenfalls über diese E-Mail-Adresse Kontakt mit Maite Böhm aufnehmen, die die Federführung für die Organisation des Standes übernommen hat.

Weitersagen!

Ihre Unterstützung ist ein wichtiger Beitrag für das Gelingen unseres neuen Standes. Wir hoffen daher auf zahlreiche Rückmeldungen und danken Ihnen schon jetzt für Ihr Engagement! Leiten Sie diesen Aufruf deshalb gerne innerhalb Ihrer Einrichtung oder Ihres Zentrums weiter. Herzlichen Dank!

Und sonst?

Die Nagelkreuzgemeinschaft wird außerdem mit einem Gottesdienst auf dem Kirchentag vertreten sein. Ort und Zeit werden wir rechtzeitig auf www.nagelkreuz.de und im Freundesbrief bekanntgeben. Gerne veröffentlichen wird dort auch Aktionen und Angebote unserer Nagelkreuzzentren und Mitglieder auf dem Kirchentag. Über entsprechende Hinweise an redaktion@nagelkreuz.de freuen wir uns. Und wer einfach nur so am Kirchentag teilnehmen möchte, kann sich auf www.kirchentag.de informieren und anmelden.

Autor: Nagelkreuzgemeinschaft

 

Wahrzeichen mit Friedensbotschaft: Garnisonkirche Potsdam vor der Eröffnung

Die Garnisonkirche Potsdam ist eines von 77 Nagelkreuzzentren in Deutschland und eröffnet 2024 als einzigartiger Erinnerungs-, Bildungs- und Kulturort. Am Ostermontag, 1. April, wird die Kapelle im Turm in Dienst genommen. Dr. Jan Kingreen, Pfarrer und Stiftungsvorstand, erklärt die Geschichte und das Anliegen des Ortes.

Warum hat ausgerechnet die Garnisonkirche Potsdam, die immer wieder als „Symbol des Militarismus“ bezeichnet wird, ein Nagelkreuz? Diese Frage wird mir in regelmäßigen Abständen gestellt. Und ich frage gerne zurück: Wo, wenn nicht hier? Genau hier, an diesem Ort mit seiner ambivalenten Historie, will die Stiftung Garnisonkirche Geschichte kritisch aufarbeiten und für Frieden eintreten. Die friedenstiftende Idee der Versöhnung von Coventry spielt für die Stiftung als Eigentümerin und Betreiberin der Garnisonkirche und für unser Netzwerk Nagelkreuzgemeinde dabei eine wichtige Rolle.

Die Garnisonkirche Potsdam hat eine lange, fast 300-jährige Geschichte. 1730 bis 1735 wurde sie unter dem preußischen „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. erbaut. 1945 brannte die Barockkirche, die als eines der Wahrzeichen Potsdams galt, beim Bombenangriff auf die Stadt aus. 1950 wurde im Turm die Heilig-Kreuz-Kapelle als friedensstiftender Ort eingerichtet. Doch 1968 ließ das kirchenfeindliche DDR-Regime die Reste des Kirchenschiffs und den Turm sprengen. Damit wurde auch der damalige Versammlungsort der evangelischen Heilig-Kreuz-Gemeinde zerstört.

Doch die Geschichte endete nicht. Seit 2017 baut die Stiftung Garnisonkirche Potsdam die Kirche wieder auf – im Geist von Coventry. Bereits 2004 wurde dem Ort das Nagelkreuz von Coventry verliehen. Noch in diesem Jahr, 2024, wird der 57 Meter hohe Turm eröffnet – äußerlich fast originalgetreu in seiner barocken Form, innen mit einem neuen Raum- und Nutzungskonzept als Erinnerungs-, Bildungs-, Kirchen- und Kulturort. Und übrigens auch mit einer Aussichtsplattform, die barrierefrei mit dem Aufzug erreichbar ist. Sie bietet einen fantastischen Blick auf die UNESCO-Welterbestadt Potsdam und bis nach Berlin.

Deutsche Geschichte reflektieren – an einem Ort mit ambivalenter Historie

Foto: Stiftung Garnisonkirche Potsdam

Als Ort der Erinnerung ist die Garnisonkirche fast schon prädestiniert, denn sie steht für die wechselvolle deutsche Geschichte in den vergangenen drei Jahrhunderten, besonders aber des 20. Jahrhunderts. Keine Frage: Die historische Kirche war auch ein Ort antidemokratischer und traditionalistischer Kräfte und galt als Symbol des Militarismus. Am 21. März 1933, dem „Tag von Potsdam“, inszenierten die Nationalsozialisten in der nationalprotestantischen Kirche die Machtübernahme von Adolf Hitler. Das Foto des Handschlags zwischen Reichspräsident Paul von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler vor der Garnisonkirche Potsdam hat sich tief im kollektiven Gedächtnis verankert. Doch wird diese Geschichte in der wiederaufgebauten Kirche nicht verschwiegen – im Gegenteil.

Ziel des Wiederaufbaus ist gerade, einen Erinnerungs-, Kultur- und Diskursort zu schaffen, in dem die deutsche Geschichte kritisch reflektiert wird – stets mit Blick auf Gegenwartsfragen. Dies findet zum einen in unserer Ausstellung „Glaube, Macht und Militär“ im Turm statt. Zum anderen in unserem breiten Bildungsprogramm und in Veranstaltungen, etwa Diskussionen und Lesungen.

Als Programmvorstand der Stiftung möchte ich die wiederaufgebaute Garnisonkirche als Diskursraum für gesellschaftspolitische Debatten etablieren, der eine hohe Strahlkraft in die Stadtgesellschaft und über die Grenzen Potsdams hinaus hat. Und als Ort, dessen Veranstaltungen stets mit dem Thema „Erinnern und Frieden stiften“ verbunden sind. Das gilt natürlich auch für unser religiöses Angebot, zu dem Gottesdienste, Andachten und Friedensgebete gehören.

2004 verlieh Paul Oestreicher dem Ort das Nagelkreuz von Coventry

Die Aktivitäten der Stiftung und des Netzwerks Nagelkreuzgemeinde in Potsdam sind übrigens nicht neu. Sie gab es schon, bevor 2017 der erste Stein für den Wiederaufbau des Kirchturms an der Breiten Straße in Potsdam gelegt wurde. Bereits 2004 wurde dem Ort das Nagelkreuz von Coventry verliehen. Der Canonicus der Versöhnungskathedrale von Coventry, Paul Oestreicher, übergab das Nagelkreuz dem damaligen Generalsuperintendenten Potsdams, Hans-Ulrich Schulz, und nahm die wiederaufzubauende Garnisonkirche in die internationale Nagelkreuzgemeinschaft auf.

Bewusst wurde dafür der 60. Jahrestag des Widerstands am 20. Juli 1944 gegen Hitler gewählt. Denn die Garnisonkirche war auch der religiöse Ort des Infanterieregiments 9, dem zahlreiche Widerstandskämpfer angehörten. 2011 wurde eine temporäre Kapelle am Baufeld errichtet und eine evangelische Pfarrstelle eingerichtet. 2014 wurde der Kapelle der Name „Nagelkreuzkapelle“ verliehen.

Die temporäre Kapelle beheimatete eine Ausstellung zur Geschichte und zum Wiederaufbau und diente für Gottesdienst, Friedensgebete und Veranstaltungen, die den Aufgaben der Nagelkreuzgemeinschaft Rechnung tragen: die Wunden der Geschichte heilen, die Vielfalt feiern, eine Kultur des Friedens bauen. Das Symbol des Nagelkreuzes auf dem Altar war Ausdruck der Verbundenheit mit den Ideen und der weltumspannenden Bewegung von Coventry – und wird es weiter sein.

Engagiertes Netzwerk für Einheimische wie für Touristen

Denn in der Nagelkreuzkapelle im wiederaufgebauten Turm, die – noch vor Beginn des allgemeinen Turmbetriebs – am 1. April feierlich in Dienst genommen wird, werden wir weiter für die Ideen und den Geist von Coventry eintreten.

Das Netzwerk Nagelkreuzgemeinde an der Garnisonkirche steht allen Menschen offen. Als Profilgemeinde wendet sich das Netzwerk besonders an Interessierte der Stadtgesellschaft, Passanten und Touristen und führt Menschen mit dem gemeinsamen Anliegen zusammen, geistliches Leben im Horizont des besonderen Profils zu gestalten. Als Pfarrer der Garnisonkirche und Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz habe ich viele Pläne, unseren Wirkungskreis zu erweitern und neue religiöse Formate zu etablieren, etwa einen „Segen to go“ am frühen Morgen, der für die Mitarbeitenden in den umliegenden Ministerien und Büros attraktiv ist.

Foto: Stiftung Garnisonkirche Potsdam

Darüber hinaus pflegt unser Netzwerk Nagelkreuzgemeinde Beziehungen zu evangelischen Kirchengemeinden und weiß sich der ökumenischen wie interreligiösen Arbeit verpflichtet. Es fördert zudem den Dialog im Sozialraum und setzt sich dafür ein, die drei inhaltlichen und räumlichen Ebenen (Ausstellung, Bildung und Vermittlung, Religion und Kultur) im Turm der Garnisonkirche inhaltlich zu verbinden.

Vorfreude auf die Eröffnung

Seit Anfang 2024 zeigt sich der wiederaufgebaute Turm der Garnisonkirche ohne Baugerüst, und die Neugier der Öffentlichkeit auf das alte, neue Bauwerk in der brandenburgischen Landeshauptstadt steigt. Auch beobachte ich eine zunehmend positive Wahrnehmung. Es gibt zwar weiterhin einige lautstarke Kritiker des Wiederaufbaus, aber ihre Menge ist deutlich kleiner als die der Befürworter. In der Politik, in der Stadtgesellschaft und in der Kirche gibt es eine breite Unterstützung. Diese hat den Wiederaufbau der Garnisonkirche als Ort der Friedensarbeit überhaupt erst ermöglicht.

Fast schon vergessen ist, dass sich der Wiederaufbau auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung von 1990 über die Wiederannäherung an das historisch gewachsene Stadtbild stützt. Die Garnisonkirche ist Teil der historischen Mitte Potsdams, in der auch das Stadtschloss (heute Brandenburgischer Landtag) und das Palais Barberini (heute Museum Barberini) wiedererrichtet wurden. Schirmherr des Bauprojekts Garnisonkirche ist der Bundespräsident. Viele kleine und große Spenden haben zum Erfolg beigetragen, dabei waren auch prominente Spender wie der Fernsehmoderator Günther Jauch.

Unterstützung gibt es zudem von zahlreichen Förderern wie der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche e.V. Auch die evangelische Kirche trägt das Projekt aktiv mit. Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung ist Dr. Christian Stäblein, Bischof der EKBO. Zudem gewährten die Landeskirche und die Evangelische Kirche der Stiftung Darlehen für den Wiederaufbau. Weitere Mittel stellte die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien zur Verfügung.

Menschen aus aller Welt sind willkommen

Wir freuen uns darauf, in der Garnisonkirche viele Menschen aus Deutschland und aus der ganzen Welt zu begrüßen, die für Frieden und Versöhnung eintreten wollen.

„Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“: Dieser Bibelspruch aus dem Lukasevangelium ist im Sockel des wiederaufgebauten Turms eingemeißelt – auf Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch und Russisch. Es ist eine sichtbare Friedensbotschaft mitten in Potsdam und das Fundament unseres Engagements im Geist der Nagelkreuzbewegung.

Besuchen Sie gern unsere Webseite: www.garnisonkirche-potsdam.de

Autor: Dr. Jan Kingreen. Er ist Pfarrer der Garnisonkirche, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam. Die kirchliche Stiftung ist Eigentümerin und Betreiberin der Garnisonkirche.

 

Nagelkreuzsonntag – Gottesdienst aus Südafrika

Am 25. September 2022 ist es wieder so weit: Die weltweite Nagelkreuzgemeinschaft feiert Nagelkreuzsonntag. Dieses Jahr werden die Nagelkreuzzentren Südafrikas den Gottesdienst vorbereiten. Er wird ganz im Zeichen des jüngst […]

Nagelkreuzsonntag: Anregungen für die Predigt

Am 29. September 2019 feiert die weltweite Nagekreuzgemeinschaft ihren ersten Nagelkreuzsonntag. Alle Nagelkreuzzentren sind eingeladen, an diesem Sonntag nach denselben Liturgiebausteinen miteinander Gottesdienst zu feiern und so ein Zeichen der geistlichen Verbundenheit zu setzen. Feiern Sie, dass Sie ein Teil dieses weltumspannenden Versöhnungsnetzwerkes sind. Nutzen Sie diese besondere Gelegenheit, um gemeinsam zu beten, auf Gottes versöhnendes Wort zu hören und darüber nachzudenken, was Ihre Rolle auf unserem Weg der Versöhnung ist.

Hier finden Sie auf Englisch einige aktuelle Informationen aus Coventry, die vielleicht Anregungen für die Predigt des Nagelkreuzsonntags bieten können.

Hier finden Sie die Liturgiebausteine, die von der Kathedrale von Coventry formuliert wurden, zum Herunterladen, sowie Videomaterial zur Vorbereitung, Werbung oder der Verwendung im Gottesdienst.

RISING ’15 – A Hard Road to Hope

„A Hard Road to Hope – ein anstrengender Weg zur Hoffnung“ – unter diesem Motto steht das Weltfriedensforum „RISING ’15“, das vom 11. bis 13. November 2015 in Coventry stattfindet. Staatsleute, Wirtschaftsführer, Friedensanwälte und Persönlichkeiten aus aller Welt werden dort neu über Frieden und Konflikte in einer bewegten Welt nachdenken.

Wer sich persönlich inspirieren lassen möchte, ist herzlich eingeladen, im November nach Coventry zu kommen. Nähere Informationen, das Programm und Eintrittskarten gibt es auf der Internetseite des Forums unter https://rising.org.

Das Forum findet genau 75 Jahre nach der Bombardierung Coventrys am 14. November 1940 statt. Veranstaltet wird es vom Stadtrat, der Universität sowie der Kathedrale von Coventry, besonders unterstützt von Erzbischof Desmond Tutu.

Kirchentag – Informationen zur Vernetzung

Der Kirchentag in Stuttgart (3. bis 7. Juni 2015!) wird in knapp drei Wochen schon wieder vorbei sein!
Für alle, die in den Tagen in Stuttgart sein werden, haben wir mal zusammengestellt, wie einzelne Zentren unserer Gemeinschaft und die Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e.V. auf dem Kirchentag engagiert sind. Wir freuen uns auf zahlreiche Begegnungen! Und gerne lesenwir auch schon vorher, wer von Ihnen zum Kirchentag kommt, den wir bisher noch nicht explizit im Blick hatten!
Besonders das Feierabendmahl am Freitag Abend in der Martinskirche sollte für viele, die unserer Gemeinschaft verbunden sind, ein Treffpunkt werden!

Friedensgebet und Kantate-Gottesdienst in Potsdam

Friedensgebet und Gottesdienst in der Nagelkreuzkapelle

Auch in dieser Woche wird es in der Nagelkreuzkapelle am Ort der ehemaligen Garnisonkirche Potsdam ein Friedensgebet geben. Es findet am Mittwoch, dem 29. April 2015, um 18.00 Uhr in der Nagelkreuzkapelle mit Katrin Schulze statt.

Kantate-Gottesdienst am Sonntag

Am Sonnabend, dem 02. Mai 2015, um 18.00 Uhr wird in der Nagelkreuzkapelle ein besonderer Kantate-Gottesdienst gefeiert. Die Musiker Juliane Esselbach (Sopran), Anneke Reuter (Violine) und Christian Deichstetter (Basso continuo) werden den Gottesdienst von Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst mit Musik von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel begleiten.

 Alle Interessierten sind zu beiden Veranstaltungen herzlich eingeladen.