Feierliche Einführung von Kate Massey als Canon for Arts and Reconciliation in Coventry

Am 15.06. wurde Kate Massey von Bischöfin Sophie als neue Canon for Arts and Reconciliation in Coventry eingeführt. Foto: Frank Herzog
Ein besonderer Tag für Coventry – und ein bewegender Moment für die internationale Nagelkreuzgemeinschaft: Am Sonntag, dem 15. Juni 2025, wurde Kate Massey im Rahmen eines festlichen Choral Evensong in ihr neues Amt als Canon for Arts and Reconciliation an der Kathedrale von Coventry eingeführt. Die lichtdurchflutete Kirche, selbst ein Symbol für Hoffnung, Wandel und Neuanfang, bot den würdigen Rahmen für diese Einführung. Menschen aus Kathedrale, Stadt und Nagelkreuzgemeinschaft waren gekommen, um mitzufeiern. In der feierlichen Atmosphäre war die Geschichte des Ortes spürbar – ebenso wie das Vertrauen, das Kate für ihre neue Aufgabe entgegengebracht wird.
Von der Ärztin zur Versöhnerin – Kate Masseys Weg
Kate Massey bringt einen Lebensweg mit, der Brüche kennt – und gerade dadurch eine besondere Tiefe entfaltet. Ursprünglich arbeitete sie als Ärztin in der Psychiatrie, bevor sie ihre geistliche Berufung in der Kirche fand. 2011 wurde sie in der Kathedrale von Coventry zur Priesterin geweiht. Zuvor war sie im National Health Service (NHS) tätig. Seit 2015 war sie Pfarrerin (Vicar) in Stockingford im Norden der Diözese Coventry. Die Verbindung zur Kathedrale blieb dabei stets lebendig: 2022 wurde sie zur Ehrendomkapitularin (Honorary Canon) ernannt – eine Auszeichnung für ihre Nähe zur Kathedrale und ihr Engagement für deren Versöhnungsarbeit.
Ein zentrales Anliegen ihres Wirkens ist die Stärkung von Frauen in der Kirche. Über siebeneinhalb Jahre gestaltete sie als Dean of Women’s Ministry die Förderung von Frauen im kirchlichen Dienst in der Diözese Coventry mit. Seit 2019 ist sie außerdem Vorsitzende der National Association of Diocesan Advisers in Women’s Ministry (NADAWM) – dem landesweiten Netzwerk kirchlicher Frauenbeauftragter. Ihr Anliegen war nie Repräsentation allein, sondern die Transformation von Strukturen: hin zu Gleichwürdigkeit, Teilhabe und geistlicher Tiefe – auch im Miteinander der Geschlechter.
Für Kate Massey gehören Gerechtigkeit und Versöhnung untrennbar zusammen. Versöhnung meint für sie nicht nur das Brückenbauen zwischen Völkern und Religionen, sondern auch innerhalb der Kirche – zwischen Generationen, Lebenswirklichkeiten, Perspektiven. Ihre Erfahrungen als Ärztin, Pfarrerin und Frauenbeauftragte haben sie dafür sensibilisiert, wie tief Konflikte und Ausschlüsse wirken – und wie heilsam es ist, wenn Gemeinschaft gelingt.
Derzeit arbeitet sie an einer Promotion (Ph.D.) über Versöhnung – inspiriert von der Geschichte und Gegenwart der Kathedrale von Coventry. Ihr Weg verbindet analytischen Verstand mit Empathie, geistlicher Klarheit und einem kreativen Blick für das Kommende – beste Voraussetzungen, um der Versöhnungsarbeit von Coventry neue Impulse zu geben.
Als Canon for Arts and Reconciliation übernimmt Kate Massey nun eine zentrale Rolle an der Kathedrale. Das Amt – einzigartig in seiner Verbindung von Kunst, Theologie und Friedensarbeit – umfasst die Leitung und Weiterentwicklung der kulturellen und versöhnenden Arbeit der Kathedrale. Sie wird die verschiedenen Teams koordinieren, neue Projekte anstoßen und mit Partner*innen weltweit zusammenarbeiten – insbesondere innerhalb der internationalen Nagelkreuzgemeinschaft.
Sie tritt die Nachfolge von Mary Gregory an, die das Amt seit 2022 innehatte und Ende 2024 zur Regionalbischöfin von Reading ernannt wurde.

Feierliche Amtseinführung im Kreise von Kolleg*innen, Freund*innen und Familie. Foto: Frank Herzog
Feierlicher Auftakt: Choral Evensong in der Kathedrale
In einem feierlichen Choral Evensong wurde Kate Massey in ihr Amt eingeführt. Für die musikalische Gestaltung sorgte der Kathedralchor unter der Leitung von Rachel Mahon – festlich, würdig und mit jener Prise anglikanisch-britischer „Pomp and Circumstances“, die aus jedem Gottesdienst ein Fest macht.
Bischöfin Sophie Jelley, die neue Diözesanbischöfin von Coventry, hielt die Predigt. Mit großer Wertschätzung zeichnete sie Kate Masseys Lebensweg nach – von der Medizin in die Theologie, von der Seelsorge zur strukturellen Veränderungsarbeit. Sie würdigte ihren Einsatz für Gerechtigkeit und Teilhabe und stellte die Bedeutung der Versöhnungsarbeit der Kathedrale klar in den Mittelpunkt.
Auch Kate Masseys Familie war Teil der Feier: Ihr Ehemann Liam und die drei Töchter Niamh, Erin und Anna waren anwesend. Ein besonders persönlicher Moment war, als Tochter Erin eine der Schriftlesungen übernahm. Neben zahlreichen Vertreter*innen der Kathedrale und der internationalen Nagelkreuzgemeinschaft waren auch enge Freundinnen und Freunde gekommen – ein Ausdruck gelebter Verbundenheit.
Zum Abschluss erklang der Hymnus „Praise to the Lord, the Almighty“ – ein Lied, das Kate sich ausdrücklich gewünscht hatte. Die ursprünglich deutsche Komposition und Dichtung („Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“) gehört auch in England zu den bekanntesten und beliebtesten Kirchenliedern. Dass sie an diesem Nachmittag in Coventry erklang, war ein eindrucksvolles Zeichen dafür, wie geistliche Traditionen über Ländergrenzen hinweg verbinden.

Glück- und Segenswünsche von Niels Faßbender im Namen der deutschen Nagelkreuzgemeinschaft Foto: Frank Herzog
Glückwünsche und Geschenke zum Amtsantritt
Nach dem Gottesdienst setzten sich die Feierlichkeiten bei einem Empfang fort, der von herzlicher Begegnung und internationaler Gemeinschaft geprägt war. Mitglieder der Kathedrale und der Nagelkreuzgemeinschaft nutzten die Gelegenheit, Kate Massey persönlich zu gratulieren.
„Als deutsche Nagelkreuzgemeinschaft sind wir dankbar, diesen Weg der Versöhnung gemeinsam gehen zu dürfen. Liebe Kate, Du trittst ein Amt an, das reich an Geschichte und voller Hoffnung ist. Wir freuen uns auf Deine Stimme, Deine Sichtweise, Deine Schritte, und wir werden Dich begleiten. Gott segne Dich und Deinen Dienst“ lautete die Grußbotschaft von Niels Faßbender, der für den Vorstand der Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e. V. zusammen mit seinem Ehemann Frank Herzog nach Coventry gereist war. Mit einem Augenzwinkern überreichten die beiden drei symbolische Geschenke:
Erstens ein T-Shirt mit dem Aufdruck des Nagelkreuzes – ein Hinweis darauf, dass Versöhnung nicht nur in liturgischem Gewand von der Kanzel aus wirkt, sondern dort, wo Menschen einander im Alltag begegnen – auf der Straße, im Gespräch, im Zusammenleben.
Zweitens eine Flasche „Würzburger Domherr“ – ein Wein aus der Stadt, in deren Gefängnis die Nagelkreuze für Coventry gefertigt und von dort aus in die Welt gebracht werden. Der Wein steht für geteilte Mahlzeiten, Zuhören und Lebensfreude. Sein Name – „Domherr“, also „Canon“ – erinnert an Zeiten, in denen kirchliche Entscheidungen ausschließlich von Männern getroffen wurden. Heute verweist er auf Kates bisherige Arbeit für Frauen und ihr neues Amt als „Domfrau“ – und damit zugleich darauf, dass Wandel möglich ist.
Drittens ein kleines Schild mit der Aufschrift „Versöhnung ist…“ – eine Einladung, nachzudenken, zuzuhören und miteinander ins Gespräch zu kommen – auch über Sprachgrenzen hinweg. Das englischsprachige Original hatte Mary Gregory im vergangenen Jahr nach Deutschland gegeben. Nun kam eine deutsche Version zurück – als Zeichen gegenseitiger Verbundenheit und des Willens, die Bedeutung von Versöhnung gemeinsam weiterzudenken, offen und auf Augenhöhe.
In ihren Dankesworten zeigte sich Kate Massey sichtlich bewegt von der Wertschätzung und den Erwartungen, mit denen sie willkommen geheißen wurde. Die Nagelkreuzgemeinschaft – in Deutschland und weltweit – freut sich auf die Zusammenarbeit. Möge Gottes Segen Kate auf jedem Schritt begleiten, während sie ihre Stimme für Versöhnung und Frieden erhebt. Alles Gute, Kate, und herzlich willkommen in unserer Gemeinschaft!
Autor: Niels Faßbender
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