Über unser Zentrum
Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Hauptkirche St. Nikolai mit dem Internationalen Zentrum von Coventry verbunden. Beide Kirchen teilen ein Schicksal: Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Kirchen jeweils von der gegnerischen Luftwaffe bombardiert und zerstört. Die Versöhnungsarbeit ist deshalb ein Schwerpunkt der in den 1960er Jahren an der nördlichen Außenalster neu begründeten Hauptkirche St. Nikolai. Davon zeugt auch das Nagelkreuz, dass der Hauptkirche 1995 anlässlich ihres 800jährigen Kirchenjubiläums durch Pfarrer Dr. Paul Oestreicher verliehen wurde (vgl. dazu auch die Deklaration vom 21. Januar 1995). Außerdem engagiert sich die Hauptkirche St. Nikolai als Mitglied im Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V. für Versöhnung und Verständigung (vgl. www.mahnmal-st-nikolai.de).
Infolge dieser Geschichte ist die Arbeit für Versöhnung und Verständigung wesentlich für die Identität und das Selbstverständnis als Kirche für die Stadt. Die von der Nagelkreuzgemeinschaft benannten Ziele sind darin aufgehoben und seien hier exemplarisch skizziert:
Die Kirchengemeinde St. Nikolai ist Eigentümerin des im Zuge der alliierten Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 („Operation Gomorrha“) zerstörten Kirchturms. Sie fördert die an diesem Ort initiierte Versöhnungsarbeit, indem sie gelebte Erinnerungskultur mitgestaltet. Regelmäßig finden am Mahnmal St. Nikolai Andachten statt, bei denen die Versöhnungslitanei von Coventry gesprochen wird. Anlässlich seines Besuchs in Hamburg legte König Charles III. im Frühjahr 2023 am Mahnmal St. Nikolai einen Kranz nieder. Dabei wurde auch die Versöhnungslitanei gesprochen.
In Kooperation mit dem Mahnmal e.V. finden an der Hauptkirche St. Nikolai zu gegebenen Anlässen Veranstaltungen statt, die eine gegenwärtige Kultur des Friedens und der Versöhnung befördern wollen: Aus Anlass der 75-jährigen Wiederkehr des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde in Kooperation mit dem Berliner Dom am 29. Mai 2019 um 19.00 Uhr eine szenische Lesung mit Musik unter dem Thema „Widerstand in Berlin – Von der Reichspogromnacht bis zum Kriegsende“ aufgeführt. Die Schauspieler:innen Matthias Brandt und Martina Gedeck sowie Studierende der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin gestalteten diesen besonderen Abend. Anlässlich des Gedenktages am 23. Juli 2023 „80 Jahre Operation Gomorrha“ fand ein Gedenkgottesdienst in der Hauptkirche St. Nikolai statt mit Zeitzeug:innen und Dr. U. Lamparter (Erinnerungswerk Hamburger Feuersturm 1943).
Im Baptisterium von St. Nikolai am Klosterstern befindet sich das von Pfarrer Dr. Paul Oestreicher überreichte Nagelkreuz. Das Kreuz wird nach baulichen Maßnahmen in Kürze neu und prominent zu Geltung gebracht.
Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis der Kirche zum Judentum hat an St. Nikolai eine lange, teils kontroverse Tradition (vgl. Ferdinand Ahuis, Getrenntes zusammenbringen. Blicke auf das Alte Testament und das Judentum). Das Kolleg St. Nikolai – eine gemeindeeigene Bildungseinrichtung – bietet regelmäßig Kurse an zum Alten Testament und zum jüdischen Leben.
Seit 2010 besteht an St. Nikolai eine Stolperstein-Projektgruppe. Sie befasst sich mit den Lebensgeschichten jüdischer Bürger:innen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgt und ermordet wurden, und organisiert Patenschaften für neue Stolpersteine.
Beiträge zur Versöhnungsarbeit leistet an St. Nikolai auch die Kirchenmusik, indem die Kantor:innen Themengottesdienste und Konzerte gestalten, die Anliegen der Friedens- und Versöhnungsarbeit fördern und unterstützen.
Auch der Hamburger Knabenchor St. Nikolai unter Leitung von Frau Pritzkat hat Coventry einen Konzert-Besuch abgestattet.
Gesellschaftliche und politische Ereignisse wie der Krieg Russlands gegen die Ukraine werden auf verschiedene Weise thematisiert und aufgegriffen, etwa in Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen sowie in Gottesdiensten (am Reformationstag 2023 im Dialog mit der ukrainisch-orthodoxen Gemeinde in Hamburg).
Sozialdiakonische Projekte unterstützen u. a. Menschen im Krieg, so etwa die 2022 und 2023 von Gemeindegliedern organisierte Paketaktion für ukrainische Schüler*innen. ln Kooperation mit dem Förderverein „Hege Helping Hands“ betreibt St. Nikolai eine Tafel „Mit Laib und Seele“.
In der Hauptkirche St. Nikolai werden in Kooperation mit der Ev. Wichernschule Hamburg zum Nikolaustag am 6. Dezember jährlich für rund ein Vierteljahr drei Kinderbischöf:innen (aus der 6. Klassenstufe) eingesetzt, die sich in Hamburg für die Rechte von Kindern einsetzen. Hier wird das Thema „Frieden und Gerfühtigkeit“ im schulischen Kontext bearbeitet und umgesetzt. Im Jahr 2022 war das Thema der Kinderbischöfe „Das Recht der Kinder auf Schutz im Krieg und auf der Flucht“ (vgl. Artikel 22 und 38 der UN-Kinderrechtskonvention).
Darüber hinaus bestehen auch persönliche Verbindungen einzelner Gemeindeglieder zur Kathedrale von Coventry: In der Millenium-Chappel von Coventry ist eine Kopie der Stalingrad-Madonna von Kurt Reuber zu sehen, dem Großvater von Dr. Jan Tolkmitt, einem Gemeindeglied von St. Nikolai.
Nach Zerstörung der historischen Hauptkirche St. Nikolai am Hopfenmarkt (heute Mahnmal und ebenfalls Nagelkreuzzentrum) wurde im Jahr 1962 ein Neubau im Hamburger Stadtteil Harvesterhude errichtet.
Zentrum
Hauptkirche St. Nikolai
Harvestehuder Weg 118
202149 Hamburg
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Hauptpastor und Propst Dr. Martin Vetter
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