Gemeinsam in Hoffnung wachsen

Das Nagelkreuz aus Coventry entwickelte sich während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert zu einem international anerkannten Symbol für die christliche Botschaft der Versöhnung. Trotz der Zerstörung und der Verzweiflung nach dem Krieg verkörperte es eine aus dem Glauben heraus entstandene Botschaft für Vergebung und Hoffnung in einer Welt des Hasses und der Rache.

Mehr als nur die Geschichte eines Gebäudes

Die Nagelkreuzgemeinschaft, gegründet 1974, ist heute eine christliche Gemeinschaft mit ungefähr 160 Kirchen und Organisationen in 30 Ländern. Sie alle sind durch die Geschichte der Kathedrale von Coventry miteinander verbunden und teilen ein gemeinsames Engagement für die Arbeit und das Gebet für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung.
Die Geschichte einer kleinstädtischen englischen Kathedrale, die zerstört und wiederaufgebaut wurde, um Zeugnis für die christliche Hoffnung auf Auferstehung zu geben, ist mehr als nur die Geschichte eines Gebäudes. Es ist eine Geschichte von Menschen, die aus ihrem Glauben heraus Christi Gebot der Feindesliebe und der Vergebung für alle, die uns verletzt haben, gefolgt sind.

Aus Feinden wurden Freunde

Die Versöhnung im Nachkriegseuropa ist eine der größten politischen und sozialen Veränderungen in der Geschichte. Die Kathedrale von Coventry hat zu dieser Veränderung beigetragen, indem sie die Notwendigkeit der Versöhnung in den Kontext des christlichen Glaubens brachte, der auf die Vergebung durch Gott als Quelle für Heilung und Hoffnung baut. Durch praktische und kreative Maßnahmen wurden aus Feinden Freunde. Dadurch setzten wir ein Zeichen für unseren Glauben an den Gott, der die gesamte Menschlichkeit in Hoffnung und Glauben wachsen sehen will.

Christus in euch – Hoffnung der Herrlichkeit

Das Wirken einer Kathedrale kann nicht von ihrem Gebäude getrennt werden. Die neue Kathedrale in Coventry ist in sich ein aussagekräftiges Hoffnungszeichen sowohl auf einen Neubeginn in Großbritannien als auch in Europa. Diese neue Kathedrale wurde quer zu den Mauern der alten, zerstörten Kathedrale gebaut und 1962 eingeweiht.

Hoffnung auf Herrlichkeit

Im Zentrum der Kathedrale, hinter dem Hochalter, ist Graham Sutherlands großartiger Wandteppich zu sehen, der Christus in seiner Herrlichkeit zeigt. Die Symbolik stammt aus der Offenbarung des Johannes und zeigt Christus auf einem Thron sitzend, umgeben von den vier Symbolen der Evangelisten.
Der Wandteppich zeigt die Bedeutung von „Christus in seiner Herrlichkeit“ für das christliche Wirken für Versöhnung und die daraus entstehende Motivation, uns weiterhin für diese Aufgabe zu engagieren.
Im Kollosserbrief wird eine Vision des kosmischen Christus dargelegt: das große Mysterium des Glaubens, Christus in euch, Hoffnung auf Herrlichkeit – der eine, durch den Gott alles versöhnt.

„Versöhnung“ ist das Handeln Gottes

Wenn die Entfremdung von Gott und vom Mitmenschen, die Entfremdung zwischen dem Menschen und der Erde und die Entfremdung von uns selbst das tiefgreifendste Versagen menschlicher Beziehung darstellt, dann ist die Versöhnung in Christus die Antwort eines uns liebenden, gnädigen und wahren Gottes. „Versöhnung“ ist das Handeln Gottes an und für seine von ihm geliebte Menschheit. Und Paulus lädt uns in seinem zweiten Brief an die Korinther dazu ein, Gottes Botschafter für seinen Dienst der Versöhnung zu werden.

Ein Netzwerk für Frieden und Gerechtigkeit

Als Nagelkreuzgemeinschaft wachsen wir gemeinsam in dieser Hoffnung, nämlich in der Hoffnung, dass durch „Christus in Herrlichkeit“ alles wieder zusammengeführt wird, in der Hoffnung, dass der Tag kommen wird, an dem die Vision eines neuen Himmels und einer neuen Erde verwirklicht wird, in der Hoffnung, dass der Tag kommt, an dem die Blätter der Bäume der neuen Stadt Gottes die Heilung der Nationen bewirken werden.
Diese Hoffnung führt dazu, dass wir uns als ein christliches Netzwerk begreifen, in dem wir uns als Töchter und Söhne Gottes für das Kommen des friedvollen Königreiches, für das Erreichen von Frieden und für die Schaffung von Gerechtigkeit beten und arbeiten.

Gemeinsames Engagement – Hoffnung durch unser Wirken

Jedes Nagelkreuzzentrum lebt in einem spezifischen Kontext und wirkt in einem je eigenen Ethos. Was bedeutet es dann für uns, gemeinsam für Versöhnung zu wirken?

Drei Ziele für unser gemeinsames Engagement

Wenn wir die Aufgaben der Nagelkreuzgemeinschaft in ihrer nächsten Entwicklungsphase betrachten, sehen wir drei Ziele für unser gemeinsames Engagement für die Arbeit und das Gebet für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung.
Wenn auch nur wenige der Partner der Nagelkreuzgemeinschaft sich an allen drei Aufgaben beteiligen werden, so sollte doch jeder von uns wenigstens eines der Ziele mit Hingabe unterstützen.

1. Priorität: Das Heilen der Wunden der Geschichte

Das Heilen der Wunden der Geschichte ist das wichtigste Ziel der Nagelkreuzgemeinschaft seit ihrer Entstehung 1974.

Konflikte, Ausbeutung, Umweltverschmutzung

Die Wunden der Geschichte können in drei Bereichen gesehen werden. Sie können in den Hinterlassenschaften von Kriegen und gewaltsamen Konflikten gesehen werden, die zu Verseuchung durch Hass und Rache führen, wenn keiner diese Hinterlassenschaften mit Vergebung und Gerechtigkeit zu heilen versucht.
Der zweite Bereich ist die Ausbeutung anderer, die zu Armut und Entmachtung führt, vor allem in den Beziehungen zwischen dem Norden und dem Süden unseres Globus.
Der letzte Bereich ist die tiefe Narbe, die wir Menschen durch Umweltverschmutzung, unseren Konsum und unsere unersättliche Nachfrage nach den natürlichen Ressourcen unserer Erde zufügen.

Die VERGANGENHEIT verfolgt uns immer noch

Auch noch 40 Jahre nach der Gründung der Nagelkreuzgemeinschaft dominieren diese Wunden die weltweite Agenda. Wir alle spüren die Auswirkungen dieser Wunden auf unser Leben. Die VERGANGENHEIT verfolgt uns immer noch. Fast jeder der gegenwärtigen Konflikte ist tief in den Fehlern der Vergangenheit verwurzelt. Viele Familien wissen immer noch von den tiefen Verletzungen durch Gewalt und Vertreibung.
Die weltweite Armut ist beschämend und zeigt deutlich unser Versagen bei der Sicherstellung einer Grundversorgung für alle Kinder Gottes. Das breite Spektrum des ökologischen Desasters lässt das Armutsgefälle noch mehr wachsen und droht zu neuen Kriegen um die knapper werdenden Ressourcen zu führen.

Unser Wirken wird alles beanspruchen

Unser Wirken wird alles, was wir geben können, beanspruchen und unser Denken und Handeln herausfordern. Unser Beitrag als Nagelkreuzgemeinschaft wird die Probleme der Welt nicht lösen. Doch das Bedenken und das Bearbeiten der Probleme wird für viele Partner der Nagelkreuzgemeinschaft ein wichtiges Symbol für die Hoffnung sein, in der wir und auf die wir gemeinsam in und mit Christus wachsen.

2. Priorität: Mit Unterschiedenheit leben und Vielfalt feiern

Noch nie gab es in der menschlichen Geschichte eine Zeit, in der wir so viel über die Kultur und den Glauben von anderen wussten. Noch nie waren diese Unterschiede in der Identität und dem, was uns tatsächlich ausmacht, so bedeutend in unserem täglichen Leben.

Leben in einem globalen Dorf

Die Menschen, die anders sind, leben nicht mehr tausende von Kilometern weit weg, sondern leben in unseren globalen Städten in derselben Straße wie wir. Durch unsere globale Wirtschaft merken wir es sehr deutlich, wenn irgendeine Region nicht innovativ mit den Spannungen zwischen Rassen, Stämmen oder Religionen umgeht. Denn wir sind eben wirklich ein globales Dorf.

Die Vielfalt angemessen feiern

In jedem Land und in jeder Region, in denen es Partner der Nagelkreuzgemeinschaft gibt, ist die Frage nach der Identität und Zugehörigkeit und die Frage nach den Eigenschaften einer wirklich pluralen, gerechten und alle Menschen einschließenden Gesellschaft entscheidend für Frieden und Stabilität.
Wenn wir zu diesen Problemen nichts zu sagen haben, ist unser Glauben irrelevant. Wenn die christliche Gemeinschaft kein Beispiel dafür sein kann, wie man trotz und mit großen Unterschieden zusammenleben kann, fehlt uns die Glaubwürdigkeit. Wenn die Kirche nicht der Ort ist, an dem wir die Kraft finden, die Vielfalt, die Gott geschaffen hat, angemessen zu feiern, haben wie keine Hoffnung anzubieten.

Die GEGENWART verlangt von uns

Die GEGENWART verlangt von uns neue Formen des Zusammenlebens, in denen Gleichheit, Unterschiedenheit und gegenseitige Abhängigkeit unser Handeln sowohl als Individuen als auch als Gruppen bestimmt.
Deshalb ist es wichtig für unser Wirken für Versöhnung, dass wir nicht vor Diskussionen um Gleichberechtigung, Sexualität, Rasse und Volkszugehörigkeit wegrennen.
Wir sollten uns auch nicht von den fortdauernden politischen Fragen fernhalten, welche Verbindung zwischen uns und dem Staat besteht und was es bedeutet, öffentlichen und gemeinschaftlichen Raum mit unterschiedlichen Religionen und Kulturen zu teilen.

3. Priorität: Eine Kultur des Frieden schaffen

Die größte und wesentlichste Bedrohung unserer aller ZUKUNFT ist das kollektive Versagen der moralischen Vorstellung, die es uns ermöglichen würde, einen Weg zu finden, mit dem wir unsere Unterschiede und Dispute ohne die Flucht in die Gewalt lösen können.

Die größte Bedrohung unserer ZUKUNFT ist das kollektive Versagen

Unsere Welt lebt und gedeiht perverser Weise in einem konstanten Zustand des Krieges: als da sind Bandenkriege, der Krieg gegen den Terror, der Krieg gegen die Drogen, und gegen das Verbrechen.
Die Wirtschaft ist abhängig von den Milliarden, die für Waffen und das Training für jene, die unseretwegen Krieg führen, ausgegeben werden.
Es sind die Kriege, die die Not, entstanden durch Naturkatastrophen, Missernten und Klimaschwankungen zu einem katastrophalen Versagen von Regierungen und Gesellschaften bei der Unterstützung des Lebens und der Gesundheit ihres Volkes werden lassen. Die Hungersnöte und Flüchtlingsströme unserer Zeit sind durch menschliche Hand entstanden.
Mehr als neunzig Prozent der Todesopfer in Kriegen sind Zivilisten. Das bewusste Zielen auf die Zivilbevölkerung durch den Terror von Bombardement und den Horror von sexueller Gewalt wurde zu einer Taktik, die von denen gewählt wird, welche die ausrotten wollen, die um ihrer Andersartigkeit willen dämonisiert und nicht mehr als Menschen und ohne jeden Wert empfunden werden.

Möglichkeiten zeigen, nach Frieden zu streben

Wir alle tragen Verantwortung dafür, uns wieder eine Alternative zu der Angst und Hoffnungslosigkeit vorzustellen, unter der Millionen von Menschen leben. Wir müssen dieselbe Energie und dieselben Ressourcen für das Schaffen und Erhalten von Frieden einsetzten, die andere für das Führen von Kriegen verwenden. Wir müssen unseren Jugendlichen zeigen, wie sie Frieden schaffen können, ihnen Möglichkeiten zeigen, nach Frieden zu streben und dies in ihrem Umgang mit Menschen weiterzuverfolgen.

Eine Stimme ganz normaler Menschen

Während der langen Phase des Kalten Krieges, in der das Nagelkreuz zum Symbol der Hoffnung wurde, haben viele Menschen wie du und ich einfallsreiche und mutige Initiativen durchgeführt, um Frieden zu schaffen innerhalb ihrer Gemeinden, mit anderen Menschen und zwischen Nationen.
Als ein Netzwerk ganz normaler Menschen müssen wir heute in einer Welt, die immer noch von Gewalt geprägt ist, einen neue Stimme finden, um die vorherrschende Kriegskultur unserer Tage herauszufordern und zu verwandeln.

Gemeinschaft der Versöhnung – Das Geschenk unserer Hoffnung

Wir sind uns in der Nagelkreuzgemeinschaft gemeinsam der Herausforderungen bewusst, denen alle unsere Partner in den einzelnen Ländern gegenüberstehen. Schnell können wir vom Ausmaß der Not überwältigt werden, schließlich sind wir nur ganz normale Menschen und unsere Ressourcen sind begrenzt.

Zeugnis geben für die Hoffnung

Doch Gott, der uns den Auftrag des Versöhnens gegeben hat, lässt uns nicht ohne Hoffnung allein. Gott macht uns in Christus das Geschenk der alles umfassenden Versöhnung und bittet uns ganz schlicht, versöhnte und versöhnende Menschen zu sein, die in der Alltäglichkeit unseres Lebens Zeugnis geben für die Hoffnung, die um Christi willen in uns ist.

Gemeinsam in Hoffnung wachsen

Dies wird nicht einfach sein, doch wenn wir zusammen wachsen, können wir uns gegenseitig stärken und stützen, um ein kleiner Teil von dem zu sein, was Gott in der Kraft seines Geistes tut, um alle Dinge mit sich und untereinander zu versöhnen.

(Domkapitular David Porter, Leiter des Amts für Versöhnung an der Kathedrale von Coventry | 2013)

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Das Versöhnungsgebet steht als PDF-Datei, zum Herunterladen und Ausdrucken, auf der Seite Download  zur Verfügung.

Zu den Zentren

Eine komplette Ãœbersicht der Nagelkreuzzentren in Deutschland mit Adressen und Informationen finden Sie hier.

International

Informationen zur weltweiten Nagelkreuzgemeinschaft, der Kathedrale von Coventry und zu weiteren Zentren finden Sie hier.